Hartei. Homerische Studien.
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Homerische Studien.
II.
Von
Professor Pr. W. Hartei,
corresp. Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften.
U/s scheint ebenso umständlich wie unergiebig' zu sein,
nach den von C. A. J. Hoff mann in den Quaestiones Homericae
mit so grosser Gewissenhaftigkeit angestellten und jüngst von
Knös 1 mit so viel Fleiss wiederholten und zum Theil erweiter
ten Untersuchungen neuerdings die Erscheinungen des Hiatus
und Verwandtes nach den Bedingungen ihres Vorkommens zu
prüfen. Aber es ist nach meinem Dafürhalten unerlässlich,
wenn man diese Erscheinungen neben den im ersten Heft der
Studien besprochenen mit beruhigender Sicherheit zur Recon
struction eines älteren Sprachzustandes, als die Ueberlieferung
uns erhalten hat, verwerthen will. Auch werden wir der Ein
sicht in die lautlichen Vorgänge und damit einer lebendigeren
Erkenntniss der Form dieser ältesten Dichtungen des grie
chischen Volkes näher rücken, wenn es gelingt, manche falsche
oder verwirrende Vorstellung zu erschüttern oder aus dem
Wege zu räumen.
Bei den weit auseinanderliegenden Definitionen des Hiatus,
welchen die Einen als das Zusammentreffen vocalischen Aus
lautes -mit vocaliscliem Anlaut (Hoffmann S. 53), Andere als
das Zusammentreffen auslautender kurzer und nicht elisions
fähiger Voeale mit vocalischem Anlaut (Knös S. 35) erklären,
1 De digammo Homerico Quaestiones. scripsit Olaus Vilelmus Knös.
Upsala universitets Ärsskrift 1872. Upsaliae 1872—1873,