Die Kosmologie und Naturlelire des scholastischen Mittelalters.
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sei. Einige sagen — bemerkt Wilhelm — der Regenbogen
sei etwas objectiv Wirkliches (irim esse substantiam), und
halten ihn für ein Aggregat aus einer zahllosen Menge von
Wolkentropfen, deren einige im Lichte der Sonne glänzen,
während andere dunkel seien; obwohl von einander unter
schieden, bilden sie für unser Auge ein Continuum von mannig
faltigen Farbenübergängen. Die anderen, die den Regenbogen
für einen Wiederschein der Sonne halten, rechtfertigen dies aus
der kreisförmigen Gestalt desselben; wie jedoch der Regen
bogen selber nichts Wesenhaftes, sondern blosses Bild einer
Wesenheit sei, so seien auch die Farben blosse Bilder von
Farben. Wieder Andere endlich nehmen an, dass die Iris nichts
anderes als eine Wolke von mittlerer Dichtigkeit, nicht allzudunkel
und nicht allzuhol], sei, welche, der Sonne direct gegenüber
stehend und von ihr beglänzt, die vier Hauptfarben der vier
Elemente annehme, vom Feuer die Rüthe, von der Luft die
Purpurfarbe, vom Wasser die Bläue, von der Erde das Grün.
Diese dritte, von Wilhelm erwähnte Ansicht, für welche er
sich unter Weglassung des bei Isidor 1 vorkommenden spielenden
Gedankens von den Farben der vier Elemente in den Ele-
mentis philosophiae endgiltig entscheidet, trifft im Ganzen mit
jener Seneca’s zusammen, 2 und wird von Wilhelm durch den
analogen Fall dos Farbenspieles, welches unter gewissen Um
ständen an von der Sonne beschienenen wassergefüllten Gläsern
sich zeigt, erläutert. 3 Wollte man wegen einer relativen Dis-
crepanz der Erklärungen Seneca’s und Wilhelms zweifeln, ob
letzterer jenen vor Augen gehabt und benützt habe, so würde
eine längere, fast wörtlich mit Seneca Q. N. I, 8 (n. 6. 7)
zusammenstimmende Stelle in Wilhelms grösserer Schrift jeden
1 Vgl. Isidor. Nat. Rer., c. 31, und weiter auch Beda Nat. Rer. c. 31.
2 Vgl. Seneca Q. N. I, 3: Illud dubium nulli esse potest, quin arcus imago
solis sit roscida et cava nube concepta. Quod ex hoc tibi appareat:
Nunquam neu soli adversa est .... Saepe nubes a latere solis est, nec
arcum efficit, quia non ex recto imaginem trahit.
3 Aqua in nube illustrata ut in vitreo vase ex splcndore solis, ubi est
tenuior et calidior, rubeum ostendit colorem; ubi spissior, purpureum vel
nigrum. Inde est, quod arcus ille nunquam nisi in opposita parte solis
relucet. Aer enim vicinus soli ex ejus splendore ita irradiatur, ut diversi
colores in eo non appareant. Elem. philos., lib. III.