Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 74. Band, (Jahrgang 1873)

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Höfl et. 
Wahl nicht durchsetzen, so möge er die seines Bruders be 
treiben. Das helle Auge Margarethens sah die Gefahr näher 
und dringender als der jugendliche König, der gerade damals 
den Cataloniern ihre Freiheiten endlich bekräftigte. Gleich 
zeitig setzte König Franz dem englischen Gesandten in Paris 
seine Pläne auseinander, ihm fehlten nur noch drei Stimmen. 
Werde er aber Kaiser — und er wurde in seinem Wunsche, es 
zu werden, nur noch von dem Wunsche seiner Mutter über 
troffen, ihn als Kaiser zu sehen — so wolle er seinen Sohn 
Heinrich in Frankreich lassen, Griechenland angreifen und in 
drei Jahren in Constantinopel sein. Frankreich trage ihm jähr 
lich sechs Mill. Gold (Kronen), drei wolle er verwenden, um 
Kaiser zu werden. 1 Er begab sich nach Lothringen, die Ver 
handlungen in grösserer Nähe zu betreiben, während König- 
Heinrich den Legaten Campeggio veranlasste, Papst Leo zu 
ersuchen, Karls Wahl zu unterstützen 2 und den Cardinal von 
Sion zu diesem Zwecke nach Frankfurt zu senden. Allein sechs 
französische Gesandte waren bereits im Februar 1519 in Rom 
und bestürmten den Papst, sich für Franz auszusprechen, wel 
cher vier Stimmen für sich habe. Aber Leo kannte das Un 
wahre dieser Behauptung sehr genau und hielt sich indifferent. 
Während man den Churfürsten von Sachsen für franzosen 
freundlich ansah, war er vielmehr ein Feind derselben. Wohl 
aber machte man sich in Spanien kein Hehl mehr, welch’ 
heillose Folgen entstehen würden, misslänge Karls Plan. 
Offener Streit mit dem Hause Baiern, feindliche Stellung zu den 
Schweizern, zu Venedig; die Hoffnung, die Franzosen im Zaume 
zu halten, sei eine feste Vex-bindung von Spanien und Eng 
land. 3 Bereits hatte übrigens der Pfalzgraf begonnen, höhere 
Geldforderungen zu steilen, bald folgten Andere nach. 
1 Brew. III. 1. n. 100. 
2 Das hinderte jedoch König Heinrich nicht, dem französischen Könige 
das Freundlichste zu schreiben: in advancing him to the preferment of this 
imperial dignity. Boleyn an den König. Paris, 14. März 1619. III. 
1. n. 121. 
König Franz stellte damals Wolsey seine Unterstützung bei der Papst 
wahl (14 Stimmen, die Partei der Orsini und eines Colonna’s, Marc 
Antonio) in Aussicht. Brew. III. 1. n. 122. 
3 Spinelli an König Heinrich. Barcelona 9. Mai.
	        
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