Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 71. Band, (Jahrgang 1872)

Die römische Reichsstrasse von Virunum nach Ovilaba. 
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sich wieder der Reihe nach mehrere ins Germanenland leitende 
Thalsehluchten eröffneten. 
Auf eine weitausgedehnte Strecke hot diese Combination 
den kürzesten Weg, um aus den transdanubianischen Ländern 
nach Italien und umgekehrt von hier zu den Germanen zu ge 
langen. Westwärts fand sich der nächste Gebirgsübergang 
erst wieder in Raetien, er lief über den Brenner und entsprach 
der Linie Augsburg—Verona; der nächste ostwärts führte 
erst in Pannonien über Carnuntum (Petronell), Sabaria (Stein 
amanger) nach Emona (Laibach) und Aquileja. 
Die Producte aus den Noricum gegenüberliegenden Ger 
manenländern fanden also den nächsten Weg nach Oberitalien 
längs des genannten Doppelstranges über Iuvavum und Ovilaba; 
ebenso kam ein beträchtlicher Theil dessen, was die damaligen 
Culturländer an Kunstproducten in die Länder jenseits des 
Stromes lieferten, am schnellsten mittelst desselben Uebergan- 
ges an den Ort seiner Bestimmung. 
Von den beiden in diesem Strassenzuge begriffenen Ge- 
birgsübergängen scheint jener über den Pirn seit uralter Zeit 
der am häufigsten benützte gewesen zu sein. Allerdings kennt 
man keine Funde vorrömischer Alterthümer aus jener Gegend, 
wenigstens nicht diesseits der Alpen, nur ein Bronzemeissei, 
der 1867 in einem Torfmoore bei Windischgarsten gefunden 
wurde, macht davon eine Ausnahme. 1 Doch lässt sich für das 
hohe Alter des Handelsweges, der über den Pirn führte, und 
für seine Frequenz der Name eines Ortes geltend machen, 
welcher an ihm lag. Er lautet nach dem Itinerarium Antonini 
also nach der älteren Quelle Tutatio, nach der etwas jüngeren 
Peutingerischen Tafel Tuta(s)tio und lag nach den Bestimmun 
gen des ersteren bei dem h. St. Pankraz, nach jenen der 
letzteren bei Klaus, jedenfalls nicht sehr weit vom Zusammen 
fluss der Steier und Teichel. Alle Ortsnamen an dem Handels 
wege über den Pirn von Laureacum und Ovilaba bis ins 
Venetianische hinein haben keltische Wurzel, so: Virunum 
Noreia Monate Sabatinca u. s. w.; die Ortsnamen sind hier 
1 Briefliche Mittheilungen des Herrn Oberleitner, damals Cooperator in 
Windischgarsten, an Freiherrn von Sacken. Das Fundobject gelangte als 
Geschenk des Ersteren an das Museum in Linz,
	        
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