Die römische Reichsstrasse von Virunum nach Ovilaba.
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sich wieder der Reihe nach mehrere ins Germanenland leitende
Thalsehluchten eröffneten.
Auf eine weitausgedehnte Strecke hot diese Combination
den kürzesten Weg, um aus den transdanubianischen Ländern
nach Italien und umgekehrt von hier zu den Germanen zu ge
langen. Westwärts fand sich der nächste Gebirgsübergang
erst wieder in Raetien, er lief über den Brenner und entsprach
der Linie Augsburg—Verona; der nächste ostwärts führte
erst in Pannonien über Carnuntum (Petronell), Sabaria (Stein
amanger) nach Emona (Laibach) und Aquileja.
Die Producte aus den Noricum gegenüberliegenden Ger
manenländern fanden also den nächsten Weg nach Oberitalien
längs des genannten Doppelstranges über Iuvavum und Ovilaba;
ebenso kam ein beträchtlicher Theil dessen, was die damaligen
Culturländer an Kunstproducten in die Länder jenseits des
Stromes lieferten, am schnellsten mittelst desselben Uebergan-
ges an den Ort seiner Bestimmung.
Von den beiden in diesem Strassenzuge begriffenen Ge-
birgsübergängen scheint jener über den Pirn seit uralter Zeit
der am häufigsten benützte gewesen zu sein. Allerdings kennt
man keine Funde vorrömischer Alterthümer aus jener Gegend,
wenigstens nicht diesseits der Alpen, nur ein Bronzemeissei,
der 1867 in einem Torfmoore bei Windischgarsten gefunden
wurde, macht davon eine Ausnahme. 1 Doch lässt sich für das
hohe Alter des Handelsweges, der über den Pirn führte, und
für seine Frequenz der Name eines Ortes geltend machen,
welcher an ihm lag. Er lautet nach dem Itinerarium Antonini
also nach der älteren Quelle Tutatio, nach der etwas jüngeren
Peutingerischen Tafel Tuta(s)tio und lag nach den Bestimmun
gen des ersteren bei dem h. St. Pankraz, nach jenen der
letzteren bei Klaus, jedenfalls nicht sehr weit vom Zusammen
fluss der Steier und Teichel. Alle Ortsnamen an dem Handels
wege über den Pirn von Laureacum und Ovilaba bis ins
Venetianische hinein haben keltische Wurzel, so: Virunum
Noreia Monate Sabatinca u. s. w.; die Ortsnamen sind hier
1 Briefliche Mittheilungen des Herrn Oberleitner, damals Cooperator in
Windischgarsten, an Freiherrn von Sacken. Das Fundobject gelangte als
Geschenk des Ersteren an das Museum in Linz,