Kenner. Die römische Reichsstrasse von Virunum nach Ovilaba.
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lieber die römische Reichsstrasse von Yirunum nach
Ovilaba und über die Ausgrabungen in Windisch-
Garsten.
Von
Dr. Friedr. Kenner,
correspondir. Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften.
I.
Die Strasse von Yirummi nach Ovilaba.
Das Gebiet der römischen Provinz Noricum zerfiel in
zwei von Natur aus gesonderte Theile, das Uferland, welches
das Alpenvorland und die Stromgegenden am rechten Donauufer
umfasste, und das Binnenland oder Hochgebirgsland, beiläufig
vom Umfange Inner Österreichs. Beide Theile waren durch die
Kette der norischen Alpen geschieden, ihr gegenseitiger Ver
kehr aber ward durch die Thalwege der Nebenflüsse der Donau
vermittelt. Diese führen entweder durch das Gebirge hindurch
ins Binnenland, wie die Türnitz, der Nebenfluss der Traisen,
als der letzteren Fortsetzung betrachtet, dann die Ens und
Salzach, oder sie reichen bis an den nördlichen Fuss der Alpen,
wo mannigfache Einsattlungen und Gebirgsübergänge sich er
öffnen. Solches ist der Fall mit der Ips und Erlaf, an deren
Thäler der Gebirgsübergang über Gaflenz, Weyer und Alten
markt sich anschliesst; ferner mit der Steier und Traun, aus
deren Thälern man über den Pirn und die Pötschen ins
Binnenland gelangte.
Ohne Zweifel sind diese Uebergänge schon vor Ankunft
der Börner gekannt und benützt worden. Der Reichthum des
Hinterlandes an Salz und Eisen, welches zum Theil in die