Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 68. Band, (Jahrgang 1871)

384 
H a r t e 1 
weitgehende Folgerungen aus ihnen abzuleiten, desto mehr 
scheint es Pflicht und Aufgabe des Philologen, den thatsäch- 
lichen Umfang und die Bedingungen derselben zu bestimmen. 
Die folgenden Untersuchungen behandeln nur den einen Punkt, 
die Verlängerung kurzer Schlusssilben im Homerischen Verse, 
welcher, auf einen kleineren Kreis von Fällen beschränkt, einige 
sichere Resultate zu liefern verspricht. Ob diese bedeutend 
genug erscheinen und eine erneute Behandlung des Gegen 
standes von meiner Seite entschuldigen, das mögen die folgen 
den Blätter entscheiden. Dass aber eine erneute Untersuchung 
durchaus berechtigt ist, das wird ein Blick auf die mir be 
kannten Behandlungen der Frage darthun. 
Abgesehen von gelegentlichen Bemerkungen der Homer 
interpreten (z. B. Clarke’s zu A 51) hat zuerst G. Hermann 
in seinen metrischen Arbeiten (EDM. p. 42 ff.) und ausführ 
licher in der Schrift de aetate scriptons Argonauticorum (Or- 
phica II. p. 697 f.) die Längungen im Homerischen Verse 
besprochen. In dem Capitol derselben: de productione brevium 
syllabanim ob caesuram ist es ihm hauptsächlich darum zu 
thun, für ähnliche Licenzen späterer Epiker die gleichen Fälle 
des altepischen Verses zusammenzubringen, also um Constati- 
rung des Thatsächlichen in bestimmt abgegrenztem Umfang; 
eine Erklärung dieser Erscheinungen lag fern. Die Elemente! 
doctrinae metricae deuten wenigstens eine solche an (p. 43, 45, 
56, 60); aber nicht in dem etymologischen Ursprünge der 
Form und dos Wortes wird dieselbe gesucht, sondern theils 
in der leichten Verdoppelung der Liquiden, besonders aber in 
dem Accent, dem kraftvollen Ansetzen der Stimme am Vcrs- 
anfang und in der Interpunction. Dem metrischen Bedürfniss 
wird an der Verlängerung ein bescheidener Anthcil einge 
räumt, nur in Wortformen wie äOävatsc aTiovssaOa'., die sonst 
für das daktylische Maass unbrauchbar waren. Nichts als eine 
nur etwas eingehendere Entwickelung dieser Gesichtspunkte 
ist es, welche F. Spitzner (De versu Graecorum lieroico, Leip 
zig 1816) seinem durch fleissige Sammlung ausgezeichneten, 
noch heute brauchbaren 2. Capitel: de syllabarum brevium in 
Homericis carminibus productione (p. 14 ff.) vorausschickt. Was 
Hermann erlässlich war, unter diese Gesichtspunkte die Masse 
der Fälle einzureihen und den nicht eben unbedeutenden Rest,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.