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i m m e r m a n n.
den er gewiss nicht für analytisch halten würde; apriorisch sei.
In der merkwürdigen Stelle /(Einl. z. Krit. d. r. V. II. S. d7)
behandelt Kant die Verknüpfung beider Eigenschaften, des
Synthetischen und des Apriorischen, als eine so enge, als ob
die eine ohne die andere gar nicht vorhanden sein könnte.
In dem Satz, heisst es dort, dass alle Veränderung eine Ursache
haben müsse, enthält der Begriff der Ursache so offenbar
den Begriff einer Nothwendigkeit der Verknüpfung mit einer
W irkung und einer strengen Allgemeinheit der Regel, dass
er gänzlich verloren gehen würde, wenn man ihn, wie Hume
that, von einer öfteren Boigesellung dessen was geschieht, mit
dem was vorhergeht, und einer daraus entspringenden Gewohnheit
(mithin blos subjective Nothwendigkeit) Vorstellungen zu ver
binden, ableiten wollte. Die Widerlegung des Skepticismus ist
in den zwei Worten enthalten: ,so offenbar'. Gerade die Noth
wendigkeit der Verknüpfung und die strenge Allgemeinheit der
Regel, worin der Charakter des Apriorischen des Satzes liegt,
ist nicht jedermann ,offenbar'; -sonst hätte es nie einen Skep
ticismus gegeben. Jedermann wirklich offenbar aber ist die
synthetische Natur des Satzes, denn dass die Wirkung weder
die Ursache selbst, noch ein blosser Theil derselben sein darf,
sondern etwas von ihr Verschiedenes, wenngleich aus ihr Ent
sprungenes, dass sie mit einem Wort mit ihr sowohl Eins, als
Nichteins sein muss, darin eben liegt der Begriff von Ursache
und Wirkung. Wie die Kritik bei den mathematischen Ur-
theilen die von jedermann anerkannte apriorische mit der nur
von Kant behaupteten synthetischen Natur derselben, so ver
wechselt sie hier die jedermann ,offenbare' synthetische mit der
nur von Kant (eben im Gegensatz zu Hume) behaupteten ,streng
allgemeinen und nothwendigen' Natur der Verstandesurtheile.
Jedermann giebt zu, dass die mathematischen Urtheilc aprio
risch, die metaphysischen synthetisch, aber nur Kant setzt
voraus, dass die ersteren ebenso selbstverständlich synthetisch,
als die letzteren apriorisch seien!
Dennoch ist der transcendentale Beweis der reinen Formen
der Sinnlichkeit jenem der reinen Verstandesfunctionen noch
vorzuziehen. Jener bewegt sich, wie wir gesehen haben, die
synthetische Natur der mathematischen Urtheile einmal zuge
standen, in durchaus unbestreitbaren Sätzen; denn die apriorische