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Phillips
Man scheint je nach der Zeit ihrer Reception hinsichtlich dieser
Fremdwörter drei Verhältnisse unterscheiden zu dürfen:
1. Eine grosse Menge lateinischer Wörter sind dem Baskischen
erst durch die Kirche zugeführt worden : diese haben ihre Gestalt
so ziemlich unverändert bewahrt. Ausser vielen, die in der gedachten
Litanei Vorkommen, gehören beispielsweise hielier: adorazionezko
akta, kontrizionea u. s. w. Alle diese tragen den Stempel der Lati-
nität unverkennbar an der Stirne, und es ist daher auch für die
Folge nicht nöthig, sie in den Kreis dieser Untersuchungen zu ziehen.
2. Nicht so deutlich tritt aber der nämliche Ursprung in andern
Wörtern hervor: in makliila wird man nicht gleich das lat. baculus
erkennen, landatu auch nicht auf den ersten Blick für plantare hal
ten; eben so wenig frogotchea für probare, ainguru für ancora,
barkliatu für parcere u. s. w. Diese Wörter dürften schon viel früher
als jene, und zwar zur Zeit der Herrschaft der Römer über Hispanien in
die Sprache der Vorfahren der Basken aufgenommen worden sein, wäh
rend späterhin, als die Kirche mit ihrem Latein hinzutrat und dieses
die gottesdienstliche Sprache wurde, eben dadurch eine solche Laut
veränderung, wie sie sich dort zeigt, ferngehalten wurde. Dass bas-
kisclie Schriftsteller, namentlich Larramendi, die Sache geradezu
umkehren, wurde schon bei anderer Gelegenheit erwähnt s).
3. Eine dritte und äusserst zahlreiche Classe bilden diejenigen
Wörter, welche aus den benachbarten Nachbarsprachen, aus dem
Spanischen, aus dem Französischen, so wie besonders reichlich aus
dem Proven^alischen 4) in das Baskische hinübergewandert sind.
Als Beispiele führen wir an: abantaldea (fr. avantage), bisaia
(fr. visage), ispiuna (fr. espion), lekhasia (fr. laquais), minagrea
(vinaigre) u. s. w. Die Menge dieser ins Baskische aufgenommenen
Wörter macht es begreiflich, wie man auf den freilich sehr verkehr
ten Gedanken kommen konnte, dass das Baskische nichts weiter als
französischer, beziehungsweise spanischer Dialekt sei 5 ). Da nun
auch diese Wörter im Baskischen durch Laulveränderung eine andere
Gestalt annehmen, so ist es nicht immer leicht, genau zu bestimmen.
3 ) S. die angeführte Abhandlung. S. 12.
4 ) Uber das umfangreiche Gebiet des Provenzalischen, welches auch in Spanien sich
weit verbreitet hatte, s. Diez, Grammatik der romanischen Sprachen. Bd. 1. S. 77.
5 ) S. die Abhandlung: Über das baskische Alphabet. S. 12.