Zur Suffixlehre des indogermanischen Verbums. 11.
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ferenzirung sich entwickelt haben; wir glauben dies aus
dem ganz einfachen Grunde, weil jenes wirkende Moment, welches
die lautlichen Veränderungen innerhalb der Suffixe hervorgebracht
haben soll, in der ältesten Form der Sprache uns gar nicht gegeben
erscheint.
Nach der gewöhnlichen Ansicht war es das Augment, welches
dadurch, dass es den Ton auf sich zog, eine Verkürzung der Wort
form im Auslaute bewirkte. Nun aber zeigen gerade die ältesten
Denkmäler der oben genannten drei Sprachen (des Alt-Indischen, des
Alt-Eränischen und des Alt-Griechischen), dass das Augment in
jenen Formen, wo die spätere Sprache es regelmässig zu setzen
pflegt, nicht nur fehlen kann, sondern in der That auch meistens
fehlt. Dieses Fehlen des Augments erklärt sich leicht aus der Natur
desselben; es ist eben kein Element, welches unmittelbar zur Verbal
form selbst gehört, sondern ein Element, welches dieselbe ähnlich der
Präposition nur determinirt. Erst die spätere Sprache hat dieses
Element, welches die ältere Ausdrucksweise dem Verbum zur näheren
Verdeutlichung der zeitlichen Anschauung vorsetzte, mit demselben
zu einer Einheit verschmolzen. Und wie die Sprache so oft gewisse
Elemente, welche nicht nothwendig zur Darstellung des Gedanken
ausdruckes gehören, sondern nur in einer gewissen Periode (jener
des Ringens nach plastischer Vollendung) zur Ausschmückung des
Sprachgebäudes geschaffen werden, später, nachdem der Gedanke
den Sprachstoff zu beherrschen und sich dienstbar zu machen ange
fangen, als unnützen Ballast wieder über Bord wirft, eben so haben
die meisten der indogermanischen Sprachen (alle, mit Ausnahme des
Altindischen, Eränisehen und Griechischen) das Augment lallen
gelassen. Das Augment kann demnach in der Geschichte der Verbai-
suffixe unmöglich jene wichtige Rolle spielen, welche ihm die meisten
Vertreter der modernen Sprachwissenschaft zutheilen möchten.
Gesetzt aber auch, eine Schwächung im Auslaute der Suffixe
durch das den Verbalformen des Imperfects und des Aorists vortretende
Augment Hesse sich wirklich nachweisen, so bleibt es völlig unbe
greiflich, wie eine solche in den Suffixen des Potentials und in jenen
des Imperativs eintreten konnte. Denn die Suffixe des Imperativs
stimmen, abgesehen von den Suffixen der ersten Person aller drei
Zahlen, im Grossen und Ganzen mit jenen des Imperfect-Aorists und
des Potentials überein, -sva gegenüber -thds zeigt keine bedeutende
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