Zur Kritik und Erklärung- von L. Apuleius etc.
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sed nocere longe peius esse bestätigt wird, diese leichte Änderung
„propter dictionis frequentiam; forsitan 'pravius’, cuius comparativi
forma est rarissima, legendum est“. Ebenso lässt er an derselben Stelle
cum nocere alteri malorum omnium noxium (wofür wohl mit einem Cod.
maximum zu schreiben ist) sit das noxium stehen „quamquam singu-
laris est haec dictio“. c. 21, p. 250 wo es in den besseren Hand
schriften heisst: egestatem namque non abstinentia pecuniae sed prae-
sentia immoderatarum cupidinum gignit nimmt Hildebrand wirklich
an, Apuleius habe auch abstinentia für absentia gebraucht, weil der
selbe Fehler durch dasselbe Versehen auch Metam. 1. X. c. 23 p.722
sich findet, und bedauert sogar, dass er dort abstinentia in dieser
Bedeutung verworfen habe. Doch genug davon ; in der Folge werden
wir dergleichen noch mehr finden. Diese den Abschreibern überall
zugemuthete Absichtlichkeit ist einer der Hauptschäden der Hilde-
brand’schen Ausgabe. Denn die Fehler in den älteren und besseren
Handschriften beruhen gewöhnlich nur auf Versehen; absichtliche
Änderungen sind verhältnissmässig selten und traten meist erst dann
ein, wenn der grammatische Zusammenhang eines Satzes schon
früher irgendwie zerrüttet war.
Wie es unter solchen Verhältnissen mit dem Texte der Bücher
de dogm. PI. stehen mag, lässt sich leicht denken. Hildebrand selbst
hat sich damit weniger Mühe gegeben, wie er in seiner kritischen
Anmerkung zu liquido arbitratur 1. II. c. 17 p. 244 offen gesteht,
und wir ihm ohne Bedenken bestätigen können. Man darf sich daher
nicht wundern, wenn man so oft auf Stellen stösst, die theils dem
Gedankengange geradezu widersprechen, theils aller Anstrengung,
ihnen in der vorliegenden, von den Kritikern nicht selten unbeanstiin-
deten Gestalt einen gesunden Sinn oder auch nur grammatischen
Zusammenhang zu entlocken, trotzen. Victor Betolaud, der neueste
Übersetzer der Werke des Apuleius (Oeuvres completes d’Apulee
traduites en francais. Paris, Garnier Freres 1862), hätte also kein
kleines Stück Arbeit vor sich gehabt, wenn er sich nicht nach Fran
zosen Art über die Schwierigkeiten hinausgesetzt und ziemlich unbe
kümmert um den unter der Übersetzung stehenden Bosscha’schen Text
seiner Phantasie freies Spiel gelassen hätte.
Was nun die Handschriften der Bücher de dogmate Platonis
betrifft, so kann ich nur dasselbe wiederholen, was ich in meiner
Abhandlung über de deo Socratis (Österr. Gymn. Zeitschrift 1868
Sitzl). d. phil.-hist. CI. LXVI. Bd. I. Hft. 11