Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 66. Band, (Jahrgang 1870)

Zur Kritik und Erklärung- von L. Apuleius etc. 
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sed nocere longe peius esse bestätigt wird, diese leichte Änderung 
„propter dictionis frequentiam; forsitan 'pravius’, cuius comparativi 
forma est rarissima, legendum est“. Ebenso lässt er an derselben Stelle 
cum nocere alteri malorum omnium noxium (wofür wohl mit einem Cod. 
maximum zu schreiben ist) sit das noxium stehen „quamquam singu- 
laris est haec dictio“. c. 21, p. 250 wo es in den besseren Hand 
schriften heisst: egestatem namque non abstinentia pecuniae sed prae- 
sentia immoderatarum cupidinum gignit nimmt Hildebrand wirklich 
an, Apuleius habe auch abstinentia für absentia gebraucht, weil der 
selbe Fehler durch dasselbe Versehen auch Metam. 1. X. c. 23 p.722 
sich findet, und bedauert sogar, dass er dort abstinentia in dieser 
Bedeutung verworfen habe. Doch genug davon ; in der Folge werden 
wir dergleichen noch mehr finden. Diese den Abschreibern überall 
zugemuthete Absichtlichkeit ist einer der Hauptschäden der Hilde- 
brand’schen Ausgabe. Denn die Fehler in den älteren und besseren 
Handschriften beruhen gewöhnlich nur auf Versehen; absichtliche 
Änderungen sind verhältnissmässig selten und traten meist erst dann 
ein, wenn der grammatische Zusammenhang eines Satzes schon 
früher irgendwie zerrüttet war. 
Wie es unter solchen Verhältnissen mit dem Texte der Bücher 
de dogm. PI. stehen mag, lässt sich leicht denken. Hildebrand selbst 
hat sich damit weniger Mühe gegeben, wie er in seiner kritischen 
Anmerkung zu liquido arbitratur 1. II. c. 17 p. 244 offen gesteht, 
und wir ihm ohne Bedenken bestätigen können. Man darf sich daher 
nicht wundern, wenn man so oft auf Stellen stösst, die theils dem 
Gedankengange geradezu widersprechen, theils aller Anstrengung, 
ihnen in der vorliegenden, von den Kritikern nicht selten unbeanstiin- 
deten Gestalt einen gesunden Sinn oder auch nur grammatischen 
Zusammenhang zu entlocken, trotzen. Victor Betolaud, der neueste 
Übersetzer der Werke des Apuleius (Oeuvres completes d’Apulee 
traduites en francais. Paris, Garnier Freres 1862), hätte also kein 
kleines Stück Arbeit vor sich gehabt, wenn er sich nicht nach Fran 
zosen Art über die Schwierigkeiten hinausgesetzt und ziemlich unbe 
kümmert um den unter der Übersetzung stehenden Bosscha’schen Text 
seiner Phantasie freies Spiel gelassen hätte. 
Was nun die Handschriften der Bücher de dogmate Platonis 
betrifft, so kann ich nur dasselbe wiederholen, was ich in meiner 
Abhandlung über de deo Socratis (Österr. Gymn. Zeitschrift 1868 
Sitzl). d. phil.-hist. CI. LXVI. Bd. I. Hft. 11
	        
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