II ö f 1 e r. Über die richtige Abgrenzung- der alten Geschichte etc. 577
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Abhandlungen
aus dem Gebiete der alten Geschichte.
IV.
Uber die richtige Abgrenzung der alten Geschichte gegen
das Mittelalter.
Von C. Höfler.
Die Frage über den richtigen Schluss der alten Geschichte ist
nichts weniger denn miissig. Schliesst eine der massgebendsten
Perioden der Entwicklung der Weltgeschichte mit gleichgiltigen
Ereignissen ah, die vielleicht nur auf einen geringen Tlieil der dama
ligen Welt einen selbst auch nur vorübergehenden Einfluss aus
übten oder geht die Sonne nach einem prachtvollen Tage majestä
tisch unter, wie sie am Himmel flammte, unwillkürlich wird sich der
Gedanke bilden, der Schluss muss mit der Entwicklung des Ganzen
in Harmonie stehen. Ein grosses Drama darf nicht in ein Lustspiel
ausgehen, das grosse Epos nicht damit enden, dass der Dulder Odys
seus schlafend nach Ithaka kommt und, als er erwacht, seine Heimath
nicht erkennt. Man hat selbst ein Recht von dem Ende auf die
innere Harmonie des Ganzen einen Rückschluss zu ziehen und zu
sagen, dass, wenn das Ende nicht der Mitte, der Höhepunkt nicht
dem Anfänge entspricht, ein Fehler in der Anordnung stattgefunden
haben muss.
Eine der geläufigsten Annahmen über die Scheidung des Alter
thums vom Mittelalter besteht darin, das Jahr 476, in welchem
angeblich der letzte römische Kaiser Romulus Augustulus Momyllus
von Odoaker entthront wurde, als den natürlichen Schluss des Alter-
Sitzb. (1. phil.—hist.. CI. LXV. B(l. III. Hft. 39