Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 65. Band, (Jahrgang 1870)

Die Einwanderung der Iberer in die pvrenäische Halbinsel. 545 
nicht erst in die Zeit Josua's zu setzen, wenn es auch richtig ist, dass 
die Besitznahme Kanaan’s durch die Israeliten und durch ihren Ver 
nichtungskampf gegen die bisherigen Bewohner jener Gegenden 
Veranlassung zu neuen Auswanderungen geworden ist, wovon sich 
Traditionen bis in viel spätere Zeiten erhalten haben 17 ). So mag denn 
auch Hispanien bald nach jenen ersten Auswanderungen im weiteren 
Fortschreiten solcher Schaaren von den Inseln oder von Afrika her er 
reicht und in Besitz genommen worden sein. Dass nun ein, sei es un 
mittelbarer oder mittelbarer Zusammenhang zwischen Nordafrika und 
Hispanien und zwar ein solcher stattgefunden habe, der in eine vor- 
phönizischeZeit zurückreicht, lässt sich in derThat aus verschiedenen 
Umständen entnehmen. Es kommen hierbei vornämlicb diejenigen 
nordafrikanischen Stämme in Betracht, welche, am meisten westlich 
wohnend, vorzugsweise mit dem Namen der Libyer bezeichnet wer 
den, obschon dieser Name im weiteren Sinne die gesammte Bevölke 
rung Nordafrikas von Aegypten bis zu den Säulen des Hercules be 
zeichnet Diese waren, wenn man von den südlicher wohnenden 
ihnen stammverwandten Völkern absieht, nicht bloss Nomaden, sondern 
grösstentheils Ackerbauer und befanden sich überhaupt in einem nicht 
ungünstigen Culturzustande 19 ). Auch besassen sie eine Schriftsprache 
welche Verwandtschaft mit der phönizischen hat; sie trägt auch einen 
älteren Typus an sich, ob sie aber von letzterer unabhängig und 
nur mit ihr aus einer gemeinsamen Quelle entsprungen ist, 2<l ) müssen 
wir dahin gestellt sein lassen. 
Auffallend ist es, dass die Römer diejenigen Culturgegenstände, 
die ihnen aus Afrika zukamen, mit Ausdrücken bezeichneten, welche 
der libyschen Sprache entlehnt zu sein scheinen 21). In wiefern 
diese Sprache, von der nur sehr wenige Kunde aus dem Alterthum 
auf unsere Zeit gekommen ist, mit der heutigen Berbersprache, na 
mentlich mit dem sogenannten Schilach oder Tamazight oder 
T a m a c h e k' zusammenstimme, muss unsererseits freilich dahingestellt 
* 7 ) Movers., a. a. 0. S. 4i3. u. fl‘. S. 429. 
Schröder a. a. 0. 
i 
18 ) Movers a. a. 0. S.. 363 u. ff. 
19 ) Movers a. a. 0. S. 401 u. ff. 
20 ) Movers a. a. 0. S. 407. 
21 ) Movers a. a. 0. S. 410. 
Sitzb. d. phil.-hist. CI. LXV. Bd. III. Hft. 
37
	        
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