Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 65. Band, (Jahrgang 1870)

Pfizmaier, Die Lebensverlängerungen der Männer des Weges. 311 
Die Lebensverlängerungen der Männer des Weges. 
Vom w. M. Dr. A. Pfizmaier. 
Die Verlängerung des Lebens stellt mit der in China verbrei 
teten Lehre des Weges in so ferne im Zusammenhänge, als sie, nach 
der Meinung der Bekenner dieser Lehre, eine nothwendige Folge der 
Erlangung des Weges ist. Der Weg wird in erster Reihe ohne 
äussere Mittel, durch das Gute allein, ferner durch geistige Ruhe, 
Abgeschlossenheit, Beschäftigung mit dem Lautlosen und Stillen, Ver 
körperung des Nichts und Denken an die göttlichen Wesen zu Stande 
gebracht. 
Die Lehensverlängerung wurde aber auch als Selbstzweck be 
trachtet, zu dessen Erreichung theils allgemeine Mittel, wie eine 
geregelte Lebensweise,Fernhalten der Leidenschaften, das Licht der 
Himmelskörper, atmosphärische Luft, theils eigentliche Arzneimittel 
und sogenannte Lockspeisen angewendet werden. 
Dass die Bestrebungen, das Leben zu verlängern, so häufig 
fehlschlugen, wird dem Umstande zugeschrieben, dass die Menschen 
gewöhnlich nur mit der Spitze, d. i. den lebensverlängernden 
Arzneien, weniger jedoch mit dem Stamme, d. i. der Lehre des 
Weges, sich befassen. Namentlich wird von Anrufung der Götterund 
Gebet so wie von Opfern keine Wirkung erwartet. Die Kaiser der 
Dynastien Thsin und Han verausgabten für Gebet und Opfer, durch 
welche sie ihr Leben zu verlängern hofften, hunderttausend Zehn 
tausende, ohne davon den geringsten Nutzen zu haben. 
Man macht daher einen Unterschied zwischen dem Nähren des 
Lebens, welches durch die genannten allgemeinen Mittel bedingt 
wird, und dem Gebrauche der Lockspeisen, die in wirklichen oder
	        
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