Conze, Zur Geschichte der Anfänge griechischer Kunst.
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Zur Geschichte der Anfänge griechischer Kunst.
Von A. Conze.
(Mit 11 Tafeln.)
Eine Erforschung des Entwicklungsganges der griechischen
Kunst aus deren Überresten ist nach dem Verlaufe von Jahrtausenden
dadurch noch begünstigt, dass die Griechen so ausserordentlich
fruchtbar an künstlerischen Hervorbringungen jeder Art waren und
so unzählbare Massen von Werken griechischer Phantasie und
Hand eben durch ihre Anzahl allen Zerstörungen der Zeiten mit immer
doch noch für uns einigermassen günstigem Erfolge ihren leidenden
Widerstand entgegensetzen konnten. So furchtbar klaffende Lücken
auch die von Natur und nachkommenden Geschlechtern geübte Zer
störung, der immer neue Verbrauch schon einmal geformten Ma
terials zu neuen Zwecken gerissen haben, was davon nicht betroffen
ist, bietet noch Stützpunkte genug für unsere auf Wiedererkennen des
verlorenen Ganzen gerichtete Bemühung. Eine Vermehrung dieses
nutzbaren Materials braucht auch durchaus nicht allein von neuen
glücklichen Funden und Ausgrabungen erwartet zu werden; wir sind
noch bei Weitem nicht am Ende mit der Herbeiziehung des vorhan
denen Bestandes. Freilich ist man dabei genöthigt, von den oft un
scheinbaren Resten keinen, wenigstens ohne ihn scharf geprüft zu
haben, als zu unbedeutend zu verwerfen, oder als zu nichtssagend
einstweilen bei Seite zu lassen. Handwerkserzeugnisse, die zur Zeit
ihres Entstehens wenig Beachtung verdienen mochten, derengleichen
bei der Erforschung uns näher liegender Kunstepochen, deren beste
Leistungen uns noch vor Augen stehen, kaum eines Blickes gewürdigt
werden, machen es uns oft allein möglich, wenn auch nur den schwachen