Aschbach, Die Anicier und die römische Dichterin Proba.
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Die Anicier und die römische Dichterin Proba.
Von dem w. M. Dr. Joseph Asch bach.
I.
Die Anicier.
Es gibt kaum eine andere römische Familie, welche eine so
lange Reihe von Jahrhunderten hindurch ihre politische Bedeutung
gewahrt hat wie die Anicische. Schon in der Zeit der Kriege,
welche Rom zur Herrschaft über Italien geführt haben, werden die
Anicier unter den angesehenen und reichen römischen Bürgern ge
nannt, und sie gelangten dann auch in rascher Folge zu hohen Staats
ämtern. Aber die Anicische Familie erhielt erst recht ihre eigentliche
Bedeutung und eine hervorragende Stellung, als unter Constantin dem
Grossen der römische Staat eine neue Einrichtung bekam, der alte
Cultus schwand und das kaum eingeführte Christenthum zur Staats
religion erhoben wurde. Die Anicier gehörten damals zu den ersten
senalorischen Familien, welche am entschiedensten und eifrigsten
dem neuen Cultus und den Cönstantinischen Einrichtungen sich zu
wandten und wesentlich dazu beitrugen, den Übergang vom heidni
schen Rom zur christlichen Kaiserherrschaft zu befördern. Durch ihre
Stellung am Kaiserhof, durch ihre weitverzweigten Familien-Verbin-
dungen und ihren mächtigen Einfluss in dem wieder Ansehen gewin
nenden Senat, durch ihre unerschöpflichen Reichthümer und ihren
unermesslichen Länderbesitz in Italien und in fast allen Provinzen
des Reiches, waren die Anicier in den beiden letzten Jahrhunderten
der römischen Kaiserherrschaft im Abendlande beinahe die einzige
innere politische Macht, welche das Zerfallen und den Untergang des
Reiches noch aufhielt. Sie bekleideten fast beständig die höchsten
Staatsämter: selbst den Kaiserthron bestiegen einige Mitglieder der
Familie.