Zum Roman de Troilus des Pierre de Beauvnu.
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gerade der umgekehrte Schluss zu ziehen wäre. Wir müssen die
Übertragung in ihrem Verhältnisse zum Originale beurtheilen. Da
nun Boccaccio Criseida bietet, so stehen die Hss., welche diese
Form gebrauchen, ihrer Quelle zunächst, während die Form mit B
aller Wahrscheinlichkeit nach nur von einem Abschreiber herrührt,
welcher, nicht ohne Bildung, dem Namen der Heldin zu seiner ur
sprünglichen klassischen Form verhalf 4 ). Und in der That werden
wir in den folgenden Seiten die Hs. 7546 als eine vom Archetyp
durch mehr als ein Mittelglied getrennte Abschrift kennen lernen.
Es lassen sich nämlich darin zwei verschiedenartige Reihen von
Stellen erkennen; einmal solche in welchen der Text bis zur Un
verständlichkeit verdunkelt ist, und darin sind Verderbnisse der
Vorlage zu erblicken, die unverändert beibehalten wurden; dann
solche, in welchen der einigermassen kundige Abschreiber die ver
derbte Vorlage nach eigenem Ermessen zu emendieren trachtete.
Beide aber zeugen gegen die Vermuthung, das dem Drucke zu
Grunde gelegte Manuscript sei „le plus ancien comme texte, le plus
vraisemblablement rapproche du manuscript princeps“. Die Heraus
geber haben sich übrigens ihrer Versicherung nach nicht auf Repro-
duction einer einzigen Hs. beschränkt. „Nous n'avons pas besoin de
dire que nous avons revu notre texte sur les six manuserits.“ Wir
wissen nun nicht, oh diese Angabe streng zu nehmen ist; denn es
scheint uns durchaus nicht wahrscheinlich, dass alle Pariser Hss. bei
allen fehlerhaften Stellen des Druckes im Stiche gelassen haben;
indessen müssen wir doch annehmen, dass wenigstens zum Theil die
anderen Hss. zu Rathe gezogen wurden. Unter solchen Umständen
kommt die Vermehrung des handschriftlichen Materiales durch einen
neuen fast immer trefflichen Text sehr erwünscht. Ein solcher liegt
nun in der Handschrift der Wiener Hofbibliothek 3435 (einst Eugenia
nus in Fol.CXXXV, Papier, 15.Jahrh.) vor. Wir halten es daherfürnütz-
lich, im Folgenden das Ergebniss einer genauen Vergleichung desselben
mit dem Drucke mitzutheilen. Wir sehen ab nicht blos von Varianten,
welche Formen betreffen 2 ), sondern auch von geringfügigen Abwei-
*) Nach Pey (Jnhrb. für rom. Litt. 1 230) weist auch die Hs. 233 ß. L, de PArsenal
denselben „Vortheil“ auf. Sie soll übrigens einen trefflichen Text enthalten.
3 ) Selbst wenn die Form im Drucke fehlerhaft, in der Wiener IIs. aber richtig ist.
z. ß. 149,8 volunte esloigne, 147,13 Brisaida sc demonstroit gracieux; 193,8