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aller zugleich schwach ■), dabei leichtsinng a ), suchte sie den Jüng
ling vollständig an sich zu fesseln s). Der Ehrgeiz mochte das Übrige
tbun, um die Verbindung mit einem solchen Manne innig zu machen;
denn durch ihre Bildung und ihren schnellen Frauenblick batte sie
sich längst über das abfällige Urtheil von Verwandten und Bekann
ten 4 ) hinwegzusetzen gewusst und mit Rousseau’s Zukunft grosse
Pläne zu verknüpfen sich gewöhnt 5). Die Veränderung dieses Ver
hältnisses war bei einem Manne etwas Natürliches, welcher, der
natürlichen Entwicklung überhaupt vollständig preisgegeben, den
stärksten Eindrücken zu folgen sich gewöhnt. Und die stärksten Ein
drücke sind bekanntlich nicht immer die besten. Leider sollte die
ses veränderte Verhältnis aufseine Denkungs- und Handlungsweise
auch in viel späterer Zeit eine nicht gerade günstige Nachwirkung
ausüben. Die Weise des gegenseitigen Entgegenkommens und zum
Theil auch der Behandlung blieb gerade wie vordem 6 ). Für das
*) Sie hatte, was auch Rousseau aufbieten mag 1 , um ihren Charakter schön zu malen,
einen Mann nach dem andern, mit dem sie einen unehelichen Umgang pflegte, und
im Anfang ihres Umgangs mit Rousseau zu gleicher Zeit noch einen zweiten Vgl.
weiter nnten.
2 ) Von der Menge ihrer Projeete (z. ß. in Chambery einen königlichen Pflanzengarten
in Verbindung mit einem pharmaceutischen Cursus anzulegen, I. p. 105), welche
sie in immer grössere Schulden und im Alter in’s Elend stürzten, spricht Rousseau
wiederholt.
8 ) Rousseau schreibt sicli bei dieser Gelegenheit in den Bekenntnissen die Rolle der
blöden Schüchternheit zu. Allerdings war die um 12 Jahre ältere Frau nach allem,
was Rousseau von ihr mittheilt, so weit einancipirt, dass es von seiner Seite über
flüssig war, den ersten Schritt zu thun.
4 ) Siehe 2. Capitel . I. p. 96.
5 ) Er sagt geradezu (a. a. 0.): (eile) ne formoit qne des projets magniliques. Auch
jene Kaufmannsfrau in Turin hatte geäussert, es wäre sehr Schade, wenn er hei
so vielem Geiste nichts weiter als ein Commis würde. I. p. 39.
®) Vgl. oben das 2. Capitel. Rousseau sagt bei dieser Gelegenheit, 1. p. 101: La
longue hahitude de vivre ensemble et d’y vivre innocemment, loin d’affoiblir mes
sentimens pour eile, les avöit renforces, mais leur avoit en mdme temps donne un
autre tournure qui les rendoit plus affectueux, plus tendres peutetre, mais moins
sensuels. A force de l'appeler maman, A force d 1 user avec eile de Ia familiarite
d’un Als, je m’etois accoutume A me regarder comme tel. Auch in seinen Briefen
aus den vierziger Jahren, d. h. aus einer Zeit, da er sich längst von ihr getrennt
hatte, ist „mainan“ stehender Ausdruck. Diese Vermengung trägt übrigens dazu bei,
dass die Lectiire gerade des 5. Buches der Confessious einen widerwärtigen Ein
druck machen kann.