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und Basreliefs. An Ort und Stelle fand ich ein Chaos von Ver
wüstung, so furchtbar mit Gedorn überwuchert, dass ohne Axt
kein Eindringen möglich war. Allerdings lagen zahlreiche aber
dünne Platten des schönsten weisscn Marmors umher, bis zu 4
Fuss Länge, 3 Fuss Breite, aber von »Säulen oder Bildwerken
keine Spur; die Trümmer erhoben sich auch nirgends bedeutend
über den Boden. Ich erfuhr dann, dass der Pascha von jenem
Orte Säulen und Sculpturen das Jahr zuvor in seinen Palast
habe bringen lassen; seine Abwesenheit hinderte, sie in Augen
schein zu nehmen, aber in einem Schoppen zeigte man mir wirk
lich 2 Säulenschäfte von reinstem weissem Marmor, etwa 12 Fuss
lang, unbenützt liegen.
Das Angeführte dürfte zu der Ucberzeugung genügen, dass
in Samsun Ausgrabungen mit leichter Mühe lohnende Resultate
geben würden, um so mehr als der Schutt noch völlig intact zu
sein scheint.
Amisus wurde erst unter den pontischen Königen bedeu
tend, es war die Residenz Mithridates des Grossen, welcher das
selbe durch eine Anlage erweiterte, Eupatoria genannt. Lucullus
eroberte Eupatoria nach langer Belagerung, und es dürfte kein
Zweifel sein, dass die erwähnten Ruinen diesem Befestigungsb.au
gehörten, welchen Mithridates aufführte. August schenkte noch
mals der Stadt die Freiheit, und sie gewann an Reichthum und
Macht. Auf der Peutinger’schen Tafel heisst der Ort Missus;
Abulfeda nennt ihn einen wichtigen Hafen, was er noch ist, und
wieder neuerdings emporblüht.
Sitzung vom 17. Juli 1850-
Die Classe bcschliesst den für altslawische Philologie so
überaus wichtigen Codex suprasliensis, Homilien und Heiligen—
legenden aus dem X. und XI. Jahrhundert enthaltend, durch ihr
correspondirendes Mitglied Hrn. Prof. Dr. Miklosich heraus
geben zu lassen, und bestimmt dafür die Summe von 1050 fl. C.M.
Sitzb. d. philos.-histor. CI. Jahrg. 1850. II. Bd. I. u. II. Heft.
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