Die Kriege K. Heinrich II. mit Herzog Bolesfaw I. von Polen. 419
polnischen Landes. Doch die Entscheidung des ganzen Feldzuges
lag nicht in diesen kleinen wechselvollen Kämpfen. Sie ist vielmehr in
dem Verlaufe des von Heinrich selbst geführten Krieges zu suchen.
Nach geschehener Vereinigung mit den Streitkräften der Böhmen
und Liutizen rückte er, offenbar, um die durch das Warten versäumte
Zeit einzuholen, unter den üblichen Verheerungen schleunigst an
die Oder vor und erreichte diesen Strom hei Glogau, wo BolesJaw
lagerte, am 9. Aug'). Es war also gerade ein Monat seit dem Über
gänge über die Elbe verstrichen. Doch griff Heinrich die wie es scheint
starke Stellung BolesJaw’s nicht an; ja er verbot ausdrücklich den
seinigen, sich durch den Feind, der sie hie und da aus Verstecken
hervor mit Pfeilschlüssen neckte, zur Verfolgung desselben verlocken
zu lassen. Der Kaiser wandte sich vielmehr, da er von BolesJaw ver-
muthlich zu einem offenen Kampfe nicht bewogen werden und einen
Übergang über die Oder nicht bewerkstelligen konnte 2 ), südwärts
gegen die Stadt Nemzi (jetzt Nimptsch zwischen Reichenbach und
Oldau), „welche“ wie Thietmar berichtet „daher, da sie einst von den
unsrigen gegründet worden, ihren Namen hatte.“ „Sie ist“ setzt er
hinzu „im Gau Silensi gelegen, welcher seinen Namen von einem sehr
hohen und umfangreichen Berge hat, der wegen seiner Beschaffenheit
und Grösse, als noch der abscheuliche Götzendienst dort stattfand,
hei allen Einwohnern in hohen Ehren stand.“ Die Absicht Heinrieh’s
war, den Feind an der Verlegung starker Streitkräfte in diese Stadt
zu hindern. Er sandte daher zwölf auserlesene Legionen voraus, die,
als sie vor der Stadt lagerten und sofort das Gerücht verlautete, der
Feind rücke an, bei Nacht und strömendem Regen zwar einen Theil
des Entsatzheeres zurückschlugen, aber im ganzen doch nicht zu ver
hindern vermochten, dass einzelne Schaaren in die Stadt gelangten.
Drei Tage danach kam Heinrich mit dem Hauptheer an, liess die
Stadt rings umlagern und hoffte so dem Reste des Entsatzheeres die
<) Nicht wie Röpell, G. Pol. I. 133 „4.“.
'-) Doch hleibt der eigentliche Beweggrund für H., Nimptsch anzugreifen, also die
ursprüngliche Richtung des Marsches aufzugehen , unklar. I hietmar s Bericht, so
unschätzbar er für uns sein mag, ist eben, was namentlich die Erzählung dieses
Feldzuges lehrt, nicht im entferntesten mit strategischem Verständniss geschrieben.
Szajnocha, B. Cb. S ISS hält die Diversion H’s. gegen N. für einen bedeutenden
Fehler; aber bei dem vorliegenden Materiale steht uns kaum zu, ein entschei
dendes Urtheil zu fällen.