Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 57. Band, (Jahrgang 1867)

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Z e i s s b e r g 
Unechtheit der Urkunde längst erkannt'); zu bedauern ist daher, dass 
noch Jaffe dieselbe in die Regesten 2 ) aufnahm und dass das Schrift 
stück noch heute Vertheidiger findet. Eine echte Urkunde Silvesters 
über die Verleihung der Königskrone an Stephan gab es unzweifel 
haft, sie ist aber bis jetzt nicht wieder aufgefunden, so wie es ja, nach 
den chronicis Polonorum, und daran zu zweifeln, ist kein Grund vor 
handen, auch ein deeretum Silvester's gab, welches die in Bezug auf 
die polnischen Bisthümer getroffenen Vereinbarungen Bolestaw’s und 
Otto’s III. bestätigte. Gregor VII. stellte freilich seinerzeit eine Behaup 
tung auf, die anscheinend für die Echtheit der erhaltenen Bulle Sil 
vester's spricht. Er schrieb 3 ) an König Salomon von Ungarn: 
„Dein Brief ist wegen der Langsamkeit deines Boten uns spät zuge 
kommen. Wir hätten ihn um vieles gnädiger empfangen, hätte Deine 
Unbesonnenheit nicht so sehr den h. Petrus verletzt. Denn wie Du 
von den bejahrteren Personen deines Reiches wirst erfahren können, 
ist das Königreich Ungarn ein Eigenthum des h. römischen Stuhls 
und wurde von König Stephan dereinst dem h. Petrus mit allem Recht 
und aller seiner Macht geopfert und in frommer Gesinnung überge 
hen. Sodann hat Kaiser Heinrich frommen Gedächtnisses, als er zu 
Ehren des h. Petrus jenes Reich eroberte, nach Besiegung des Köni 
ges zum Grabe des h. Petrus Lanze und Krone gesandt und zum 
Zeichen seines Triumphes dahin des Reiche s Insignien gesandt, wo, 
wie er wusste, die Quelle dieser Würde lag. Obwohl dem so ist, hast 
Du dennoch, der Du auch sonst Dich königlicher Würde und 
königlichen Benehmens wenig befieissigst, Recht und Ehre St. Petri, 
soweit es an dir lag, geschmälert und hintan gegeben, indem Du von 
dem deutschen Könige dein Reich, wie ich vernahm, zu Lehen 4 ) 
nahmst.“ Nun ist klar, dass Gregor, hätte er eine Urkunde Silvester’s 
von dem erwähnten Inhalt gekannt, sich gewiss vielmehr auf diese 
als auf die unbestimmten und gewiss einander widersprechenden 
*) Über die Gründe, welche Levakovich — auf diesen fällt der Verdacht — zu einer 
derartigen Fälschung trieben, handelt ausführlich Kollar, de potestafe legisl. circa 
sacra. Vindob. 1744. p. 159 sqq. 
2) nr. 2995. 
3 ) Gregorii VII. registrum, ed. Jaffe in Bibi. Germanicarum II. Berolini 1865. Der 
Brief ist vom 28. October 1074. 
4) Vgl. damit I, 63 des Registers bei Jaffe pg. 183, ohne dass es neue Momente 
brächte, und II, 70. S. 192. Vgl. Büdinger, Ein Buch ung. Gesch. S. 50—1.
	        
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