Müller Beiträge zur Kenntniss der PAli-Srache.
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Beiträge zur Kenntniss der Päli-Spraehe.
Von Dr. Friedrich Müller
Professor an der Wiener Universität.
I.
Die Pälispraclie (pali-bhasa), die Kireliensprache der süd
lichen Buddhisten (auf Ceylon, in Birma und Siam) ist eine Tochter
der altindischen Volkssprache, welche in gebildeter Form in den
alten Liedern der arischen Indier, den Hymnen der Veda’s, auf
uns gekommen ist. —
Wie man aus einer oberflächlichen Vergleichung derselben
einerseits mit dem Sanskrit, der Kirchensprache der Brahmanen,
andererseits mit den Präkrit-Dialekten entnehmen kann, war sie zu
jener Zeit, wo sie im Munde des Volkes noch lebte, Volkssprache
eines bestimmten indischen Distriktes. Welchem Distrikte sie an-
geliörte und wann sie gesprochen wurde, dies können wir füglich erst
nach einer sorgfältigeren Betrachtung der Sprache selbst entscheiden.
Wir werden daher im folgenden Aufsatze zunächst eine Darstellung
der Lautlehre geben, in einem zweiten auf die Formenlehre näher
eingehen und in einem dritten die Frage über die Natur und den
Ursprung des Pali unter Bezugnahme auf das Sanskrit und die
Präkritdialekte, sowohl die älteren als die aus denselben hervor
gegangenen neuindischen Volkssprachen, zu erledigen suchen.