Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 50. Band, (Jahrgang 1865)

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Halm. Verzeichniss der älteren Handschriften lateinischer 
Haenel entnommenen Aufzeichnungen gänzlich cassieren konnte. 
Schon Weidmann gibt in seiner Geschichte der Bibliothek eine 
Anzahl von Berichtigungen zu Haenel; die anstrengende Durch 
arbeitung der drei Bände, die mir wie in Zürich in meiner Wohnung 
verstattet war, hat eine noch weit grössere Anzahl von Berichtigungen 
und Ergänzungen ergeben. Die verschiedenen Verfasser der Kataloge 
haben so gewissenhaft gearbeitet, das von jedem noch so kleinen 
Stück Anfang und Ende angegeben und überall genau bemerkt ist, 
wo ein sermo oder ein Brief in den gedruckten Ausgaben nicht 
zu finden war. Die Initien dieser im Verhältniss wenigen Stücke 
habe ich alle verzeichnet und nur einige mit Hilfe der von der kais. 
Akademie gedruckten Initia bestimmen können; von den übrigen muss 
man zur Zeit annehmen, dass es unedirte Stücke sind und dass auch 
nach der reichen Ausbeute, die B a 1 u z i u s und besonders C a ni s i u s in 
St. Gallen gemacht haben, noch eine kleine Nachlese von ineclita zu 
gewinnen ist. Am meisten dürfte das in der poetischen christlichen 
Literatur der Fall sein, von der alle einzelnen Stücke aufzuzeichnen 
die Zeit nicht hinreichte. Um Wichtigeres nicht aus dem Auge zu 
lassen, Hess ich diese Lücke, und zwar um so mehr, als einem künf 
tigen Bearbeiter dieser Partie ein längerer Aufenthalt in St. Gallen 
eben so unerlässlich als in Bern ist. Manches Einschlägige wird man 
auch aus den prachtvollen liturgischen Handschriften, von denen 
zahlreiche sehr hohen Alters vorhanden sind, gewinnen können. Ein 
zelnes aus den grossen Schätzen hervorzuheben würde zu weit 
führen; ein flüchtiger Blick in die Verzeichnisse lehrt, dass es wenige 
Bibliotheken der Welt gibt, die was das Alter der Handschriften 
betrifft, mit der von St. Gallen wetteifern können. 
Das interessanteste Document für das hohe Alter der Handschrif 
ten liegt in einem kurzen im neunten Jahrhundert abgefassten Kata 
loge vor, in welchem der damalige Bestand der Bibliothek verzeichnet 
ist, von dem sich glücklicher Weise trotz der vielen Stürme und 
Unfälle, die über das Kloster ergangen sind, noch ein beträchtlicher 
Theil erhalten hat. Die älteste aller Handschriften ist ein Palimpsest 
des Lactantius, über dem jetzt die dialogi Gregorii stehen. Dass über 
diesen Palimpsest von Niebuhr irgendwo eine Bemerkung gegeben 
sei, ist mir nicht erinnerlich. Derselbe hat Versuche gemacht, Einiges 
von der alten Schrift zu entziffern und eine der besseren Seiten fast 
ganz herausgebracht; die betreffenden Stellen liegen von seiner Hand
	        
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