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Die Kämpfe zwischen Persien und Russland in Transkaukasien. 21
Bündniss mit dem Erbfeinde eingegangen war, bereits ein Ende
gemacht worden. Missmut!) hierüber und Einflüsse des persi
schen Hofes, an welchen ihn Familienverbindungen *) ketteten,
hatten seinen Sinn umgestimmt und ihn bewogen, sich wieder seinem
natürlichen Oberherrn zuzuwenden. Tsitsianoff’s unerwartetes Ende
brachte diesen seinen Entschluss zur vollen Reife. Von zwei Seiten,
über Kabban und Tschanakdschi — so lauteten seine Verabredungen
mit Abbas Mirza — sollten die Perser in Karabagb einhrechen und
sich bei Schuscha vereinigen dessen Bevölkerung sich dann, auf
Ibrahim Chalil Chan’s Wink, erheben und ihnen bei der Vertreibung
der fremden Eindringlinge Hilfe leisten würde. Der Kronprinz selbst
wäre dann mit der Reserve naehgerückt, um die Unterwerfung des
Landes zu vervollständigen.
Verrath in des Chan’s eigenem Hause machte jedoch den gut
ausgeheckten Planscheitern, DschaferkuliChan, Enkel des alten Ibra
him, der, wie in der Regel alle Abkömmlinge dieser kleinen Dyna-
stenfamilien, mit seinen Verwandten in offenem Hader lebte und die
Häupilingsehaft, mit Hintansetzung seiner älteren Oheime und Ge
schwister, an sich zu reisseri hoffte, vertraute das Project dem Major
Lissanievitsch welcher die russische Garnison von Penahabad, der
Citadelle von Schuscha, commaridirte. Derselbe gerieth durch diese
Mittheilung zum Bewusstsein seiner überaus gefährlichen Lage. Mit
der Handvoll Leute, die ihm zu Gebote standen, den vereinigten per
sischen und einheimischen Streitkräften zu widerstehen oder in der
schlechtbefestigten Citadelle einen Sturm auszuhalten schien unmög
lich. Ebenso unthunlich war ein Abzug mit der Garnison, wodurch
der ihm anvertraute Posten in vorhinein dem Feinde überliefert
worden wäre. Eine rasche und imponirende That allein konnte den
heranziehenden Sturm beschwören. Unter dem Vorwände von Luft
wechsel, in Wirklichkeit aber um, ausserhalb des Bereiches der
russischen Besatzung, die persischen Freunde in grösserer Sicher
heit abzuwarten, hatte Ibrahim Chalil Chan, begleitet von seiner
Familie und etwa 2000 seiner Anhänger, 1 i/ a Stunde jenseits
Schuscha ein Lager bezogen. Dort überfiel ihn (in der Nacht des
16. Juni 1806) Lissanievitsch mit 300 Mann 2 ), die er aus der
1) Eine seiner Töchter war eine der ersten Frauen Fethali Schah’s und einer seiner
Söhne diente im königlichen Heere.
2 ) Fonton gibt „quelques Cosaques“ an. Siehe S. 100.