244 n ein rieh Siegel, Die Erholung im gerichtlichen Verfahren.
und diese Zurücknahme und Besserung durfte an manchen Orten
sogar so lange wiederholt werden, his endlich das Rechte getroffen
war. Man könnte allerdings durch ein Urtheil welches von den
Leipziger Schöffen im fünfzehnten Jahrhundert gesprochen wurde,
mittelst eines argumentum a contrario zu dem Schlüsse sich versucht
finden, dass damals seihst ohne Bussfälligkeit gegenüber dem
Gerichte eine Erholung unter Umständen gestattet worden sei.
Unter der Rubrik: von eynen antworten der vor gerichte keyne
holunge noch wandil gedingit hot, was her deme richtir ist dorumb
vorunllen, lautet nämlich das Urtheil 144 ). Sint dem mole der ant
worten em keynen man gedingit hot vor gerichte sin wort zu redin
vnde also an sin wort selhin getrethin ist, vnde em ouch wedir wan-
delunge noch holunge gedingit hot, so hot der do methe wandil
gehört vnde ist dor vmb dem richten voruallin sins gewetes vnde
mag mit dem gewelte des richters wedir an sin wort körnen, v. r. w.
Allein kaum dürften diese Entscheidungsgründe genügen als sichere
Grundlage für einen solchen Schluss, für die Behauptung, dass dann,
wenn einer selbst seiner Sache waltend Erholung und Wandelung
sich bedungen, von diesem Rechte hätte Gebrauch gemacht werden
können, ohne dass dem Gerichte die herkömmliche Busse verfallen
wäre. Höchstens könnte darauf die Behauptung gegründet werden,
dass im fünfzehnten Jahrhundert die Gerichte selbst zu diesem Zuge
ständnisse im einzelnen Falle konnten vermocht werden.
schaden ha». Doch fügt Emmerich in seiner Arbeit über die dortigen Gewohnheiten
vom Jahre 1493 (Schmincke, Anal. hass. 2, 718) bei: ess en wull ym den der jener
gunnen, der widder en ist, unde es tzu gute halden. Hierin spricht sich deutlich das
Hecht des Gegners aus.
1J 4) Mitgetheilt von Haitaus, Glossar c. 590.