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Dr. Fr. Müller
drucke seines Begriffes angewendet wurde. Dorn fasst es eben so
demonstrativ und hält es mit dem deutschen „der, die, das“ des
selben Ursprungs.
Meiner Ansicht nach halten wir in dem avghänischen Genetiv
zeichen nicht nur ein indogermanisches, sondern ein echt eräni-
sches Element vor uns. Es stimmt sowohl was den Gebrauch als
auch was den Ursprung desselben anbelangt, mit der neupersischen
sogenannten Idäfat vollkommen überein. So wie diese nichts an
deres ist, als ein Überbleibsel des im Altbaktrischen auftretenden
Heiativpronomens -»re (ya), wie man aus dem Parst überzeugend
beweisen kann (vgl. Spiegel, Parsigrammatik, S. 52), so entstammt
auch unser da gewiss nichts anderem als dem Pronominalstamme
tya, der in den Keilinschriften dem altbaktrischen ya gleich gilt.
Der Dativ wird gebildet, indem man dem Worte di ((ah), aS
(Iah), i>J (larah) nachsetzt; allen dreien kann noch j (wa) ver
stärkend beigefügt werden, das aber vor das Wort tritt, so dass
letzteres dann von zwei Partikeln eingeschlossen wird. Neben Ai
(tah) kommt auch dij (watah), wahrscheinlich nur eine Verstär
kung desselben, vor.
Von diesem Elemente ist di (fall) mit dem Neupersischen Ü
(tu) in der Bedeutung „bis, zu“ zu vergleichen, *1 (lall), i>)
(larali) hängt höchst wahrscheinlich, wie schon Dorn (a. a. Orte
S. 47) vermuthet, mit dem Neupersischen \j (ra), Pehlewi 'NI
(räi) und dem Altpersischen rddiy „wegen“ (vgl. Spiegel, Huz-
varesebgrammatik, S. 67) zusammen. Echt eränisch ist(wa), das
ich mit dem Pehlewi nx (aiv) und dem Parsi 4 (di) identilicire.
Auch das neupersische Aj (hih), (bi), das häufig zur Bildung
des Dativs verwendet wird, mag zur Vergleichung herbeigezogen
werden. — Schwieriger sind die Zeichen des Ablativs a1 (lali),
Ai —a! (lah-nah), J> (tar), wovon ersteres und letzteres vorge
setzt werden, a! (lall) und Ai (nah) das Wort in die Mitte neh
men. Aus letzter Partikel, welche vielleicht mit dem altbaktrischen
(tare), (taro) identisch sein dürfte, scheint hervorzuge
hen, dass in der diesem Casus zu Grunde liegenden Anschauung
der Begriff des Überschreiten gelegen ist; woraus dann jener des