Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
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In dem zweiten Exempel der obigen Stelle verbindet inan
gemeinbin päXkov v.a.Xkiov und sieht darin einen Beleg für den dem
Aristoteles so wenig wie anderen Schriftstellern fremden Gebrauch
den Comparativ durch ein p.c/.Tkov gleichsam zu erneuern. So schon
Vettori, und Waitz in dem Commentar zur Topik S. 463 f. hat nicht
Anstand genommen, in seine Sammlung ähnlicher Beispiele auch das
hiesige aufzunehmen. Allein man hat übersehen, dass hei dieser Auf
fassung dn3 Beispiel der Absicht des Aristoteles nicht entspricht.
Aus dem grösseren Werth der höheren Potenz eines Dinges soll der
höhere Werth des Dinges an sich geschlossen werden; hier würde
aber aus dem Satze, freundesliebend zu sein ist besser als geldliebend
zu sein, der Vorzug der Frenndesliebe vor der Geldliehe deducirt,
ein Schluss, der vielmehr dem 1364 b 34 erwähnten roKog ix tüv
G'jiTor/jji'j x.ai rcöv op.otwv Trroüaswv unterzuordnen wäre. Denn liegt
auch in dem Worte yiXoj'pvjpiaroj der Begriff des Übermasses, der
i'mepoyjn (vgl. Politik 1263 b 3), so gilt erstlich dasselbe nicht auch
von pderaTpog, und selbst wenn dies der Fall wäre, könnte der in den
Adjectiven liegende Nebenbegrifif den entsprechenden Substantiven
nicht fremd sein. Überdies vergleiche man, um sich von dem Unpas
senden des hiesigen Beispiels vollends zu überzeugen, die Exempli-
ficirung desselben Ortes in der Topik 118 b 3, wo gleichfalls Geld
und Freundschaft die verglichenen Objecte sind , aber in dem rich
tigen Verhältniss der bnepßokri zu der Sache an sich : ert ob f, Onep-
ßolri rrjs bnspßo'kfis cdp£TU)Tipcc, xxi xurö xlper&repov, olov tpillx
ypripxroiv. Um also auch in dem obigen Satze den Begriff der bnep-
ßo\'h zu gewinnen, wird man p.xl\ov, dessen der Comparativ xxkMov
nicht bedarf, vielmehr mit <pCkerxlpov eivxi und 'fikoyjjr l p.x-ov ver
binden müssen, in dem Sinne von 'in höherem Grade als gewöhn
lich’, eine Bedeutung, die sich leicht in diejenige des höheren Gra
des überhaupt ohne Vergleichung umsetzt. Man vgl. Politik 1293
b 9 yivovrxi yxp oi piy bßpiarxi xxi psyxlonovripoi p.äXXov, ot
di xxxovpyoi xxi ptxponövYipoi Xtocv , und Rhetorik 1370 b 33 ob
näv-rsg eyouaiv irciSvpixv fj rjpspot. rj pxWov , wo päXkov und
ripipa nicht anders gegenübergestellt sind als sonst nicht selten
otpödpx und -bpip-x, wie Topik 117 b 23 oüdiv yxp xodbei rd piv
rä) ßeXriovc ■rjpip.x opoiov elvou, rd de ~0> yeipovi apödpx, ofov st d
piv A’taj rü ' kyCklei rjpipx, d d’ ’Odvaaevg rä> Nssropt atpodpx.
Wen diese Erklärung von päXkov nicht befriedigen sollte, dem