Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 32. Band, (Jahrgang 1859)

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Dr. Pfizmaier 
seiner Hauptstadt Siang-kue. Tschang-ni ward jetzt zum Könige 
von Tscliao ernannt, starb jedoch nach kurzer Zeit, im fünften 
Jahre der Einsetzung des Königs von Ilan (202 vor Chr.), und erhielt 
nach seinem Tode den Namen König -jjr King. 
Tsehang-ngao, der Sohn Tschang-ni's, folgte unter dem Schutze 
des Königs von Han seinem Vater auf dem Throne von Tschao. Der 
selbe war mit der Prinzessinn 7t 01 Lu-yuen, der ältesten Tochter 
des Königs von Han, nunmehrigen Kaisers Kao-tsu, vermählt. Im 
siebenten Jahre der Herrschaft des Hauses Han (200 vor Chr.) begab 
sich Kaiser Kao-tsu über Ping-tsching J ) nach Tschao. 
Der König dieses Reiches empfing den Kaiser mit der grössten Ehr 
erbietung. Er hatte früh und spät entblösste Schultern und war nur 
mit Armschienen bedeckt, indem er den Kaiser eigenhändig mit 
Speisen bediente. Er zeigte überhaupt die tiefste Unterwürfigkeit 
und betrug sich nur wie ein Sohn oder Schwiegersohn. Der Kaiser 
hingegen sass mit ausgestreckten Füssen, schimpfte und behandelte 
den König mit äusserster Geringschätzung. 
Der Reichsgehilfe "g” Kuan-kao, 7p Tschao-wu 
und Andere waren bejahrte, bereits sechzigjährige Männer und 
einst die Gäste Tschang-ni’s, Vaters des Königs Tschang-ngao. 
Dieselben waren ihr ganzes Leben hochfahrenden Sinnes gewesen, 
und das geringschätzende Benehmen des Kaisers weckte ihren Un 
willen. Sie äusserten sich ganz laut: Unser König ist ein schwach 
herziger König! — Zu dem Könige selbst sprachen sie: Die durch 
Verstand ausgezeichneten Männer der Welt sind zugleich aufgestanden ; 
die Begabtesten wurden zuerst eingesetzt. .Fetzt weihest du, o König, 
deine Dienste Kao-tsu mit der grössten Ehrerbietung, aber Kao-tsu 
beobachtet gegen dich nicht die Gebräuche. Wir bitten, ihn in deinem 
Namen, o König, tödten zu dürfen. 
König Tschang-ngao biss sich, zum Zeichen, dass er die Wahr 
heit rede und um dies durch einen Eid zu bekräftigen, in den Fin 
ger, so dass das Blut hervordrang, und rief: Warum sprechet ihr, 
o Herren, hier so verfehlt? Auch ist mein Vorfahr verlustig ge 
worden seines Reiches; mit der Hilfe des Kaisers konnte er wieder 
zurückkehren in sein Reich. Die Wohlthat dessen geht über auf die 
l ) Eine Stadt östlich von dem heutigen Thai-thung, in der Provinz Schau-si gelegen.
	        
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