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Dr. Anton Gindelv.
die Bestätigung ihrer Lehen entrichten mussten. Es ist nun mehr
als wahrscheinlich, dass Ruppa sich selbst diese für die nächste Zeit
so einträgliche Stelle zudachte; an Einfluss und Ansehen verlor er
nichts, denn er führte auch unter Friedrich die Regierung von
Böhmen. Nach der Schlacht am weissen Berge floh er mit Friedrich
und begleitete ihn stets unter dem Titel eines Kanzlers von Böhmen.
Die finanziellen Bedrängnisse, in welche der Pfalzgraf gerieth,
nöthigten ihn sein Schicksal von demselben zu trennen; worauf er
längere Zeit in Berlin lebte. Im Jahre 1628 bat er den Kaiser um
Pardon und dieser gewährte ihm die Erlaubniss zur Rückkehr. Wir
wissen nicht, ob ihm dieselbe unter der Bedingung des Übertrittes
zur katholischen Kirche gewährt wurde, wahrscheinlich nicht, denn
der kaiserliche Pardon enthält nichts von einer solchen Bedingung.
Obgleich um diese Zeit schon jeder Protestant gezwungen war Böhmen
zu räumen, so mochte Ferdinand dem Ruppa gegenüber eine Aus
nahme machen; denn es konnte unter den Böhmen keine für diesen
günstige Stimmung hervorrufen, dass er einen Boden wie ein demü-
thiger Sünder aufsuchte, der noch frisch mit dem Blute derjenigen
benetzt war, die durch seine undThurn's weitgehende Plane von jeder
Versöhnung mit dem Kaiserhause zurückgehalten worden.
Die Niederlage welche Friedrich erlitt, sollte nicht die einzige
Täuschung bleiben, der sich Ruppa über die Widerstandskraft Böh
mens hingab. Nachdem er drei Jahre ruhig gelebt, regte der Ein
bruch des Kurfürsten von Sachsen in Böhmen alle in ihm schlum
mernden Leidenschaften und Hoffnungen wieder auf. Der Graf Thurn
war mit den Sachsen auch angekommen; im Vereine mit diesen
organisirte er eine provisorische Regierung in Prag und führte den
vertriebenen protestantischen Klerus in den Besitz der Kirchen ein.
Dieser Versuch nahm ein klägliches Ende, Ruppa flüchtete sich nach
der Vertreibung der Sachsen zu den Schweden und zog im Jahre
1634 mit dem General Baner in Böhmen wieder ein; allein er kam
nur um da zu sterben. Getäuschte Hoffnungen und dasünstäte seines
Lebens störte das Gleichgewicht seines Geistes; er verfiel in Raserei
und in einem heftigen Anfall derselben machte er seinem Leben in
Leitmeritz ein Ende.
Auf Ruppa den Zögling trat Budowec, das greise Haupt der
Unität, auf; ohne tiefer den vorliegenden Gegenstand zu erörtern,
sprach er sich in bündiger Weise für die Absetzung Ferdinand’s aus.