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sagt, welche die Runen eingeführt haben sollen, kann docli
nicht mehr als Fabel seyn.
Noch kann ich nicht unbemerkt lassen, dass der Text
der deutschen Bearbeitung viele nur im Schwedischen gebräuch
liche Constructionen und Ausdrücke—Suecicismen, wenn ich
so sagen darf, enthält, so dass dadurch an einigen Stellen
selbst absolute Unverständlichkeit entsteht.
Herr Regierungsrath Chrnel liest die Fortsetzung seiner
kritischen Abhandlung über die kirchlichen Zustände in Oester
reich in den Jahren 1440 — 1457. — Er zeigte, dass der
Bischof Bernhard von Fassau, als Diöcesan des grössten
Theiles des Erzherzogthums Oesterreich, zwar mit dem Lan
desfürsten (König Friedrich IV. als Vormund des Kindes La
dislaus Posthumus) in gutem Einvernehmen stand, von ihm zu
wichtigen politischen Geschäften verwendet wurde, jedoch in
geistlicher Beziehung leider nicht jenen Einfluss besass, der
auf Sittlichkeit und Religiosität des Landes und Volkes mit
. Erfolg zu wirken ihm vergönnt hätte.
Es werden mehrere Thatsacheu vorgebracht, welche im
Gegentheile beweisen, dass während seiner bischöflichen Amts
führung in Oesterreich gegen die geistlichen Obern sicli eine
Rücksichtslosigkeit kund gab, die christliche Liebe geradezu
ausschliesst.
War ja die Universität zu Wien, also die bedeutendste
und einflussreichste Bildungsanstalt des Landes, thcilweise selbst
in heftige Opposition zu dem Bischof von Passau getreten, so
dass ein fremder (baierischer) Prälat vom Papste den Auftrag
erhielt, über den Streit zu entscheiden, und zwar ohne Gestat
tung weiterer Appellation. —
Es werden eine Menge von kleinereu oder bedeutenderen
Reibungen zwischen den Universitätsgliedern und der Bürger
schaft Wiens angeführt, welche beweisen, dass Eintracht, Liebe,
christlicher Sinn immer mehr schwand; was Wunder, wenn in
den nächsten Jahren darauf es zu Empörung und Bürgerkrieg
kam. — Die schon früher dazu gelegten Keime und ihr Er
scheinen, den Mangel an wahrer Religiosität historisch nachzu-