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Annahme, dass Leopold nicht vor Mitte des Jahres 983 die
markgräfliche Würde erlangt habe, erscheint demnach keines
wegs als gerechtfertigt. Es hat auch in neuerer Zeit nicht an
Stimmen gefehlt, welche den Beginn der Babenberger Epoche
auf die Jahre 973 — 977 zurücksetzen. (Z. B. Nagel Notit.
orig. boic. domus pag. 24 und 226. — Büchner Gesch. v. Baiern.
III. 91. u. 256. — Hormayr Wien. Jahrb. XL. Anzeigebl. 11 — 13
— Math. Koch chronol. Gesch. Oestreichs ; eine ausführlichere
Begründung hierüber findet sich jedoch an keinem der angezeig
ten Orte.) Die Anhaltspuncte, welche die Geschichtsforschung
der neuesten Zeit durch kritische Sichtung des schon vorhanden
gewesenen, und Zutageförderung neuen historischen Materiales
für diese Frage darbiethet, weisen alle auf das Jahr 976 als
dasjenige hin, in welchem die Erhebung Leopolds aus dem
Hause Babenberg zum Markgrafen der Ostmark Statt gefunden
habe. Diese Annahme weiset der in der llcgeste Nr. 1 im
Auszuge gegebenen (im XI. Bande der Mou. boic., also schon
im Jahre 1771 durch den Druck bekannt gewordenen) Urkunde
ihren gehörigen Platz an, während sie zugleich auch wieder in
ihr eine wesentliche Unterstützung findet. —• Diese Urkunde
zeigt uns nämlich zum ersten Mal den Babenberger als Mark
grafen der Ostmark. Das Original derselben mit aufgedrücktem
Siegel befindet sich noch gegenwärtig im k. baierischen Reichs
archive zu München. Die chronologischen Daten stimmen, mit
einziger Ausnahme des anni regni, welches (mit Böhmer den
26. Mai 961 als Krönungstag Ottos II. angenommen) statt mit
XV bereits mit XVI bezeichnet sein sollte, vollkommen zu dem
angegebenen Jahre 976. Weder Form noch Inhalt der Urkunde
gestatten ein Bedenken gegen die Echtheit dieser Urkunde. Der
darin erwähnte , für das Kloster Meten beim Kaiser sich ver
wendende „marchio Liutpaldus” ist unzweifelhaft der Markgraf
der Ostmark aus dem Hause Babenberg. — Das Kloster Me
ten, dessen Anliegen er unterstützt, lag im Donaugau, in jener
Grafschaft, welcher er selbst, und seine Söhne auch als Mark
grafen der Ostmark noch vorgestanden. (Vgl. Lang Baierns Gauen.)
Eben so der diesem Kloster restituirte Ort Wischiliburch (das
heutige Wischeiburg, Dorf im Landgerichte Deggendorf, in der
Pfarre Stephansposching, an der Donau nicht weit von Meten.)
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