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SITZUNG VOM 3. NOVEMBER 1858.
Gelesen:
Uber die von dem k. k. Corvetten-Arzte Herrn I)r. Wawra
dem k. k. Münz- und Antiken-Cabinete übergebenen Münzen
summt deren Erklärung.
Von dem w. M. Herrn Regierungsrath Arneth.
Das jetzige itiünzsysteni in Brasilien.
Brasilien hat seit den letzten Jahren ein ganz neues Münz
system. Dabei sind nicht nur die vorigen Gold- und Silbermünzen
ganz verschwunden, sondern auch ihre Namen, womit früher jede ein
zelne Münzsorte getauft wurde, hört man nicht mehr, z. B. Dobra,
Escudo, Crusado etc. Man nennt die Münzen jetzt nachihrem Werthe
z. B.quinhentos Reis, Milreis etc. Nur wenige entsprechen im Werthe
den alten Münzen, z. B. does milreis dem Patacäo (früher 1920 R.).
Nur unter der gemeinen Menge hört man hin und wieder diese Aus
drücke, und weil die damit bezeichneten Stücke ganz verschwunden
sind, so muss man durch kleinere neue Münzen ihren Werth zusam
menzubringen suchen, z. B. 1 Pataca = 600 R. wird jetzt gezahlt
mit 1 St. von 500 R., 2 St. von 40 R. und 1 St. von 20 R. — Dabei
ist zu bemerken, dass nur in den grösseren bras. Städten für die
alten Münznamen runde Summen angenommen werden, welche dem
jetzigen ungefähren Decimalsysteme nahe kommen. So hat z. B.
die Pataca (jetzt in Rio zu 600 R.) auf dem Lande noch den alten
Werth von 640 R. Auch ist hier immer die Grundeinheit des ganzen
Münzsystems, der Reis, nach dem neuen (brasilianischen) Miinz-
tusse gerechnet; nach dem alten (portugiesischen, vor der Trennung
Brasiliens vom Mutterlande üblichen) beträgt der Reis ungefähr
um die Hälfte mehr, daher die Pataca früher nur 320 R. betrug.
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