Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 29. Band, (Jahrgang 1858)

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Dr. Karl W e i n h o 1 d. 
Steinsetzung von 10' Länge, 3' Breite und 2%' Tiefe acht Schädel 
über zusammengesunkenen Gebeinen. Dieselben müssen bockend 
beigesetzt worden sein (Taf. II, Fig. 8). Zwei Fuss zur Rechten 
von dem oberen Gerippe fand man linier dem Pflaster im Urbodeu 
ein anscheinend weibliches Skelet ohne Beigaben, und zu den Füssen 
gegen den Nordrand in der Nähe eines kleinen Steinhaufens ausser 
halb des Pflasters die nach Nord-Westen schauenden Reste eines 
grossen Mannes, den Kopf auf Steinen. Einen Fuss unter der Rasen 
decke im oberen Hügel stiess man auf Urnenscherben mit verbrann 
ten Gebeinen und einem keilförmigen 10" langen Steinsplitter 1 ). 
Dass letzteres Begräbniss aus jüngerer Zeit stammt, beweist schon 
die verschiedene Erdschicht; auch das gegen den Nordrand liegende 
Gerippe mag zu den andern nicht gehören, in denen wir ohne zu 
irren, das Grab eines Herren erkennen mögen, dem seine Sclaveu 
in den Tod folgen mussten. Er ruht auf dem Steinbett, das acht 
kauernde Knechte auf den Häuptern tragen; eine Lieblingssclavinn, 
vielleicht auch seine Ziehamme, musste ebenfalls sterben *) und ward 
auch unter den Steindamm gelegt. Dass die acht Schädel in der 
Steinsetzung nach dem Ausgrabungsbericht einer niederen Race als 
die oben liegende Leiche angehören, bestätiget meine Ansicht. Es 
können Knechte durch Kriegsgefangenschaft oder zurückgebliebene 
unfrei gewordene Urbewohner sein. Letzteres würde auf eine sehr 
frühe Zeit verweisen und ist weniger wahrscheinlich. Ich halte das 
Grab für germanisch. 
In dem Kegelgrabe von Dabei bei Sternberg in Mecklenburg 
stieg ebenfalls ein 4—5' hoher, spitzer Steinhaufen über dem ovalen 
10' langen, 8' breiten Steinpflaster auf, das überdies von grösseren 
Steinen umschlossen war. In der nördlichen Hälfte des Steinkegels 
lag, den Kopf nach Osten, das Gerippe; bei ihm ein goldener Finger 
ring von 2 1 / a Windungen, von Erz ein unzerbrochenes Schwert, eine 
2—3' lange starke, nadelförmige Stange mit Knopf, zwei Messer, ein 
Keil und einige kleinere Sachen, eben so rechts fünf Pfeilspitzen von 
Feuerstein. Bei dem Kopfe stand eine bronzene runde Schachtel mit 
1) Mecklenburg-, Jahrb. XIX, 297 II'. 
2 ) Brynhüd verlangte, dass ausser fünf Mägden und acht Dienerinnen auch ihr 
Föstrman mit ihr sterbe. Brynhild. qu. II, 65.
	        
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