Anmerkungen zu Heinrich’s Gedicht vom gemeinen Leben.
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gewöhnlicher Bedeutung vorkommende Wörter mehrere Belegstellen
anführte, so möge dies als ein Beitrag zum mittelhochdeutschen
Wörterbuche betrachtet werden, der in vielen Fällen um so er
wünschter sein dürfte, als die Quellen, aus denen sie entnommen
sind, selten vollkommen erschöpft sind. Desshalb habe ich zur
leichtern Benützung auch am Ende ein alphabetisches Verzeichniss
der erklärten Wörter beigegeben.
Durch dieses Alles glaube ich dem Ziele bedeutend näher ge
rückt zu sein, dieses ausgezeichnete Gedicht auf seine ursprüngliche
Gestalt zurückzuführen, und dessen richtiges Verständniss möglich
zu machen. Dieses aber besonders zu fördern, gehört meiner An
sicht nach zu den Hauptaufgaben eines Herausgebers solcher alten
Denkmäler, denn davon hängt vor Allem deren gehörige Benützung
und Würdigung ab. Dass dieser Hauptaufgabe bisher überall die
gebührende Rechnung getragen worden sei, glaube ich bezweifeln
zu müssen. — So viele Mühe und Gelehrsamkeit auch darauf verwendet
wird, um der Geschichte und den Quellen und Verwandtschaften
unserer alten Dichtungen nachzuspüren oder die Gesetze des Reimes
und Versbaues festzustellen, so wenig geschieht in der Regel und
vorzüglich in der neuern Zeit für die Erläuterung des Textes selbst.
Die Herausgeber welche hierzu vor Allen berufen und ver
pflichtet wären, glauben leider nur zu oft sich und der Wissenschaft
etwas zu vergehen , wenn sie in dieser Beziehung das was ihnen
seihst oft erst nach vielen Studien klar und geläufig geworden ist,
auch Andern mittheilen sollen. Sie scheinen von jedem Leser den
selben Umfang der Kenntnisse, den sie besitzen, und dieselben For
schungen über den besonderen Gegenstand, die sie gemacht haben,
vorauszusetzen und zu fordern. Da aber sehr Wenige in der Lage
sind dieser Anforderung zu entsprechen, so bleibt die grosse Mehr
zahl der Strebenden, die sich meistentheils nur mit einem theilweisen
oder Scheinverständniss begnügen muss, von dem reinen und vollen
Genüsse des veröffentlichten Denkmals ausgeschlossen. Kann man
sich da noch wundern, Avenn selbst die ausgezeichnetsten altdeut
schen Dichtungen nicht so geAvürdiget werden, Avie sie es verdienen,
oder wenn deren Übersetzer, denen man Aveder Unkenntniss der
Sprache noch auch Mangel an Eifer und Gewandtheit die Sache
recht zu machen vonverfen kann , oft solche Fehler begehen, dass
man den Sinn der Originalstellen kaum wieder erkennt?