Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 26. Band, (Jahrgang 1858)

Die deutsche Königswahl bis zur goldenen Bulle. 
133 
doch werden sie zu denen, die diesmal wirklich gewählt haben, 
gezählt, auch erscheinen sie bald darauf bei der Krönung zu Aachen. 
Die Wahl fiel einmüthig auf den Grafen Rudolf von Habsburg, dem 
sie nicht unerwartet kam, aber, so wenig er auch nach dem Reiche 
strebte, sich doch den Kurfürsten wegen der Vermählung seiner 
Töchter verbindlich gemacht hatte 53 -). Während die Gesandten 
Heinrich’s von Raiern dazu ebenfalls ihre Zustimmung gaben 523 ), 
erhoben nur die Rotschafter Otakar's gegen die Rechtmässigkeit die 
ser Wahl Einsprache. Hierauf gaben sämmtliche Wähler durch Com- 
promiss dem Pfalzgrafen Ludwig den Auftrag, in ihrem Namen die 
geschehene Wahl Rudolfs von Habsburg öffentlich zu verkünden 53 *). 
Otakar von Röhmen, dessen Gesandte nur gekommen zu sein schie 
nen , um ihren Herrn als König ausrufen zu sehen, beruhigte sich 
dabei nicht, sondern beklagte sich bei dem Papste über die ihm 
widerfahrene Rechtsverletzung, indem er ihm schrieb, dass die deut 
schen Fürsten, welche die Refugniss haben, die Kaiser zu wählen 
— principes Alcmanniae, quibiis potestas est Cesares eligendi, — 
auf einen gewissen wenig tauglichen Grafen, zu des Reiches Re- 
schwerde und unserem Nachtheile, trotz des Widerspruches der 
königlichen Gesandten, einhellig ihre Stimmen gelenkt hätten 525 ). 
Albrechls an, der die Stimme zugleich im Aufträge seines Bruders geführt habe. 
Kopp, Geschichte der eidgenöss. Bünde. Bd. 1, S. 12 nimmt, ohne sich über die 
Anwesenheit auszusprechen, die gemeinsame Führung der Kurstimmen an. Da Rudolf 
dem Herzog Albrecht sogleich seine Tochter Agnes zur Gemahlinn zusagte, so ist 
wohl dessen Gegenwart bei der Wahl anzunehmen. 
522 ) Diese Verhältnisse setzt Riedel in den Abhandlungen der Berliner Akademie, Jahrg. 
1852, S. 553 u. 1F. richtig aus einander, nur beruht die Annahme, dass damals die drei 
Kurfürsten unbeweibt waren und Rudolf jedem derselben eine seiner Töchter gab, 
auf der wohl irrthfimlichen Voraussetzung, dass Otto der Kleine und nicht Johann 1. 
auf dem Wahltage Brandenburg repräsentirt habe. 
523 ) S. Note 511. 
524 ) Joh. Victoriens. ann. 1273 (bei Böhmer, Fontes, Tom. I, p. 301). — Et 
sicut domino placuit, unanimes elTecti, consensum omnes in Rudolfum sine resistentia 
aliqua transfuderunt. Pronunciationis verbum super hoc in ore statuunt Palatini, 
qui surgens inquit: In nomine sancte et individue trinitatis, consensu omnium 
electorum in me posito, pronuntio ac eligo Rudolfum conitem de Ilabespurg in regem 
ac patritium Romanorum. 
525 ) Boiliner 1. c. n. 7, p. 17: — unde cum principes Alcmanniae quihus potestas 
Cesares eligendi — concorditer in quendam Comitem minus ydoneum , solemnibus 
noslris nuntiis , quos Wrancenvurt ubi celebrari debebat electio , nostros procu- 
ratores miseremus, contradicentibus et reclamantibus, evidenter vota sua direxe-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.