92
Asch ba eh.
noch häufiger aber bei denen mit demNamenAntoninus, weil diese
Benennung eine ziemliche Anzahl von Kaisern führte ’).
Häufig aber wurden die Lücken oder Rasuren mit Namen die
ausgetilgt zu sein schienen, in den gedruckten Inschriften ganz will
kürlich und verkehrt ausgefüllt, ohne dass der verstümmelte Zustand
der Originalschrift ausdrücklich angeführt wurde. Dadurch geschah
es, dass falsche Interpolationen unvermerkt zum Nachtheil der rich
tigen Lesungen sich haben einschleichen können. Eine nähere Unter
suchung solcher verstümmelten Inschriften ist daher nicht eine über
flüssige in der römischen Epigraphik. Man hat diesem Gegenstände
bis jetzt zu wenig Aufmerksamkeit und Sorgfalt gewidmet.
Noch ist zu erwähnen, dass nicht ganz selten Inschriften Vor
kommen, worin Kaisernamen ausgetilgt und dafür an der ausgemci-
sselten Stelle andere, und zwar schon im Altertlmm, eingeschrieben
sind,ja dass manchmal auch die neue Überschreibung später absicht
lich ausgemeisselt sich findet, so dass an derselben Stelle eine wieder
holte Ausmeisselung stattgehabt hat. Die Worte der ursprünglichen
l ) Die Kaiser mit dem Namen Antoninus fallen in die Zeit vom J. 138—222 n. Chr.,
man könnte sie das Jahrhundert der Antonine nennen. Unter den zwölf Kaisern, welche
in dieser Zeit herrschen, führen nicht weniger als acht den Namen Antoninus, der
zuletzt fast gleichbedeutend mit Augustus wurde. (Cf. Capitolin. Macrin. c. 3; Lam-
prid. Diadum. c. 5. Sever. Alex. e. 6—10). Antoninus Pius (v. 138—161) gab
als der erste Antoninische Kaiser dem Namen seine Bedeutung; es folgte dann
Marcus Aurelius Antoninus (161 — 180), dem die spätere Zeit noch den
Beinamen Phi 1 osophus beifügte; der dritte in der Reihe ist des M. Aurelius
Mitaugustus L. A urel ius Verus Antoninus (161 —169); der v i e r t e des M.
Aurelius Sohn, M. Aurelius Commodus Antoninus (180 — 193); als der
fünfte in der Zahl erscheint M. Aurelius Antoninus (211—217), der diesel
ben Namen wie der zweite Antoninus hat, aber eigentlich Ba ssi an u s hiess und
von den Späteren gewöhnlich Caracalla genannt wird. Von seinem Vater, dem Kaiser
Septimius Severus, wurde er in eigenthiimlicher Weise in die Antoninische Familie
adoptirt, daher sein kaiserlicher Name M. Aurelius Antoninus; der sechste Anto
ninus ist des Caracalla Bruder und Mitkaiser P. Septimius G et a Antoninus
(211) ; als si eb en t er kommt vor der Sohn des Kaisers Macrinus Diadumenia-
n u s Antoninus (217 u. 218) und endlich als achter und letzter M. Au r e 1 ius
Antoninus (218 — 222), den die Schriftsteller gewöhnlich Heliogabalus oder
Elagabalus nennen, dessen kaiserlicher Name aber ganz und gar mit dem des zweiten
und fünften Antoninus übereinstimmte. Heliogabal brachte den Namen Antoninus
vollständig in Missachtung: sein Nachfolger Severus Alexander weigerte sich ent
schieden, ihn anzunehmen. Kein Kaiser führte ihn in der Folge mehr. Cf. Capitolin.
Ant. P. c. 1 sqq. M. Aurel, c. 1, 5. Macrin. c. 2, sqq.; Lamprid. Cominod. 1, 8, 11.
Diadumen. c. 1, 5. Heliogah. 8, 17 sqq. Sev. Alex. c. 3 sqq.; Spartian. Sever. 10. 16,
19 sq. Ant. Carac. 1, ö sq. 8. Geta c. 1 sq.