Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 24. Band, (Jahrgang 1857)

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Asch ba eh. 
noch häufiger aber bei denen mit demNamenAntoninus, weil diese 
Benennung eine ziemliche Anzahl von Kaisern führte ’). 
Häufig aber wurden die Lücken oder Rasuren mit Namen die 
ausgetilgt zu sein schienen, in den gedruckten Inschriften ganz will 
kürlich und verkehrt ausgefüllt, ohne dass der verstümmelte Zustand 
der Originalschrift ausdrücklich angeführt wurde. Dadurch geschah 
es, dass falsche Interpolationen unvermerkt zum Nachtheil der rich 
tigen Lesungen sich haben einschleichen können. Eine nähere Unter 
suchung solcher verstümmelten Inschriften ist daher nicht eine über 
flüssige in der römischen Epigraphik. Man hat diesem Gegenstände 
bis jetzt zu wenig Aufmerksamkeit und Sorgfalt gewidmet. 
Noch ist zu erwähnen, dass nicht ganz selten Inschriften Vor 
kommen, worin Kaisernamen ausgetilgt und dafür an der ausgemci- 
sselten Stelle andere, und zwar schon im Altertlmm, eingeschrieben 
sind,ja dass manchmal auch die neue Überschreibung später absicht 
lich ausgemeisselt sich findet, so dass an derselben Stelle eine wieder 
holte Ausmeisselung stattgehabt hat. Die Worte der ursprünglichen 
l ) Die Kaiser mit dem Namen Antoninus fallen in die Zeit vom J. 138—222 n. Chr., 
man könnte sie das Jahrhundert der Antonine nennen. Unter den zwölf Kaisern, welche 
in dieser Zeit herrschen, führen nicht weniger als acht den Namen Antoninus, der 
zuletzt fast gleichbedeutend mit Augustus wurde. (Cf. Capitolin. Macrin. c. 3; Lam- 
prid. Diadum. c. 5. Sever. Alex. e. 6—10). Antoninus Pius (v. 138—161) gab 
als der erste Antoninische Kaiser dem Namen seine Bedeutung; es folgte dann 
Marcus Aurelius Antoninus (161 — 180), dem die spätere Zeit noch den 
Beinamen Phi 1 osophus beifügte; der dritte in der Reihe ist des M. Aurelius 
Mitaugustus L. A urel ius Verus Antoninus (161 —169); der v i e r t e des M. 
Aurelius Sohn, M. Aurelius Commodus Antoninus (180 — 193); als der 
fünfte in der Zahl erscheint M. Aurelius Antoninus (211—217), der diesel 
ben Namen wie der zweite Antoninus hat, aber eigentlich Ba ssi an u s hiess und 
von den Späteren gewöhnlich Caracalla genannt wird. Von seinem Vater, dem Kaiser 
Septimius Severus, wurde er in eigenthiimlicher Weise in die Antoninische Familie 
adoptirt, daher sein kaiserlicher Name M. Aurelius Antoninus; der sechste Anto 
ninus ist des Caracalla Bruder und Mitkaiser P. Septimius G et a Antoninus 
(211) ; als si eb en t er kommt vor der Sohn des Kaisers Macrinus Diadumenia- 
n u s Antoninus (217 u. 218) und endlich als achter und letzter M. Au r e 1 ius 
Antoninus (218 — 222), den die Schriftsteller gewöhnlich Heliogabalus oder 
Elagabalus nennen, dessen kaiserlicher Name aber ganz und gar mit dem des zweiten 
und fünften Antoninus übereinstimmte. Heliogabal brachte den Namen Antoninus 
vollständig in Missachtung: sein Nachfolger Severus Alexander weigerte sich ent 
schieden, ihn anzunehmen. Kein Kaiser führte ihn in der Folge mehr. Cf. Capitolin. 
Ant. P. c. 1 sqq. M. Aurel, c. 1, 5. Macrin. c. 2, sqq.; Lamprid. Cominod. 1, 8, 11. 
Diadumen. c. 1, 5. Heliogah. 8, 17 sqq. Sev. Alex. c. 3 sqq.; Spartian. Sever. 10. 16, 
19 sq. Ant. Carac. 1, ö sq. 8. Geta c. 1 sq.
	        
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