Aschbach. Über römische Kaiser-Inschriften etc.
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SITZUNGEN VOM 17. und 24. JUNI 1857.
Die Classe erhält von dem wirklichen Mitgliede S. E. dem FML.
Freiherrn v. Prokesch-Osten die Fortsetzung seiner Abhandlung
(im V. Bande ihrer Denkschriften) „Inedita meiner Sammlung auto
nomer altgriechischer Münzen“ und bestimmt sie zum Abdruck im
nächsten (IX.) Bande ihrer Denkschriften.
Vor gclegts
Über römische Kaiser - Inschriften mit absichtlichen aus dem
Alterthum herrührenden Namentilgungen.
Von dem w. M. Hrn. I'rof. Aschbach.
Es kommen nicht selten römische Steininschriften vor, auf
welchen, ungeachtet ihrer sonstigen guten Erhaltung, einzelne Wörter,
besonders Personennamen, ausgetilgt sind, so dass es am Tage liegt,
dass die Verstümmelung nicht durch Zufall und durch die Zeit herbei
geführt, sondern mit Absicht und zwar schon im Alterthum gemacht
worden sei. Solche verstümmelte Inschriften beziehen sich fast
immer auf historisch merkwürdige Persönlichkeiten; gewöhnlich
betreffen sie römische Kaiser, öfters aber auch Glieder ihrer Familie
oder ihre Minister *). Waren solchen Personen zu Ehren und zur
*) Es wird nicht beabsichtigt, über Steininschriften, worin die Namen von verhassten
und gestürzten Ministern römischer Kaiser ausgemeisselt sind, hier näher zu handeln.
In die Classe dieser Inschriften gehören vorzüglich die worin die Namen des Aelius
Sejanus, des Ministers von Kaiser Tiberius , und des Fulvius Piautianus, des Giinst-