Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 19. Band, (Jahrgang 1856)

Die Mission des Freiherrn von Sassinet. 
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neapolitanischen Adel zu unterhalten. Es scheint, dass der öster 
reichische Botschafter Graf Lamberg wenig, der treu ergebene Car 
dinal Grimani mehr in das Geheinmiss eingeweiht waren. In inniger 
Verbindung mit den zwei genannten Olficieren standen die Brüder 
Marchese Girolamo und Giuseppe Capece in Rom; — ein lebhafter 
Verkehr zwischen Rom, Neapel und Wien war die nächste Folge 
dieses Schrittes. Unbegreiflicher Weise flössten diese Vorgänge 
dem Gouverneur von Neapel, dem Herzoge von Medina Celi, nicht 
den geringsten Argwohn ein, wenigstens im Anfänge der Bewegung 
ergriff er keine Gegenmassregeln, während dessen der Papst, höchst 
wahrscheinlich besser unterrichtet oder vorsichtiger, so strenge war, 
dass er, wie Botta erzählt, den Priester Rivarola von Genua und 
den Kleriker Volpini wegen ihrer Reden und satyrischen Schriften 
hinrichten liess. 
In dieser Zeit tritt eine neue wichtige Persönlichkeit auf den 
Schauplatz. Botta sagt in seiner Geschichte von Italien, p. 202: 
„Capece (welcher zur Betreibung der Angelegenheiten von Rom 
nach Wien geschickt worden war) bekam von da aus zum Begleiter 
den Baron Sassinet, einen gebornen Burgunder, in österreichischen 
Diensten, welcher zur Förderung des Unternehmens dienen sollte.“ 
Diese Angabe so wie die Nachrichten über die Wirksamkeit des 
genannten Agenten sind nicht richtig. Aus der ganzen Sachlage 
einerseits, so wie aus der geheimen Instruction Sassinet's scheint 
Folgendes hervorzugehen. Kaiser Leopold dem alles daran gelegen 
sein musste, den Papst zu gewinnen, ihn wenigstens in Bezug auf 
die zu erwartenden Vorgänge in Neapel nicht feindlich gegen sich zu 
haben, hatte den Entschluss gefasst, dieserwegen einen eigenen 
geheimen Unterhändler nach Rom zu schicken, der den Papst für 
Österreich stimmen und zugleich in Verbindung mit Neapel stehen 
sollte. Seinen officiellen Vertreter, den Grafen Lamberg, benutzte er 
nicht dazu, um im Falle des Misslingens der Unternehmung ihn nicht 
zu compromittiren, vielleicht auch, weil er des Terrains nicht so 
kundig war und auch bisher beim Papste kein definitives Resultat 
erziel! hatte. Dieser Agent, eben wegen seiner Geschicklichkeit und 
seiner Erfahrung in italienischen Angelegenheiten dazu erkoren, war 
der erwähnte Baron Sassinet dessen geheime Instruction, wie im 
Anfänge erwähnt, in der königlichen Bibliothek in Paris sich befin 
det. Dieses Actenstück hat eine um so grössere Bedeutung, als in
	        
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