Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 19. Band, (Jahrgang 1856)

Die Mission des Freiherrn von Sassinet. 
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war der Zielpunct der Bestrebungen des Grafen und Cardinais Johann 
Philipp von Lamberg, um sie für Österreich zu gewinnen, und sich ihren 
Beistand zu sichern. Ihm entgegen arbeitete von französischer Seite der 
Cardinal Cesar d'Estrees; — beide unterhandelten geheim mit dem dazu 
von der Republik ausersehenen Mitgliede des grossen Rathes, Bene- 
detto Capello, beide ohne Erfolg; denn auch Venedig wollte durch 
aus für neutral gelten und kein Bündniss eingeben. Der einzige 
Gewinn für Österreich war der, dass die Republik sich dem Durch 
zuge der österreichischen Truppen der ihr Gebiet berühren musste, 
nicht hindernd in den Weg zu stellen versprach, sondern nur jede 
Verletzung ihres Gebietes und ihrer Unterthanen hintangehalten 
wissen wollte. 
Der Herzog von Mantua, Ferdinand Gonzaga, erklärte sich gleich 
falls neutral, liess sich jedoch schon in Venedig mit d’Estrees in 
geheime Unterhandlungen ein. Um ihn als Lehensmann des deutschen 
Reiches in Treue zu erhalten, sollten der Papst und Venedig seine 
Staaten mit neutralen Truppen besetzen. Bevor jedoch dieser Be 
schluss zur Ausführung kam, batte Herzog Ferdinand, durch franzö 
sisches Gold gewonnen, seine Hauptstadt den Franzosen nach dem 
Vorspiele einer scheinbaren Belagerung übergeben. General Tesse 
setzte sich in den Besitz von Mantua, der Kaiser erklärte den Herzog 
in die Reichsacht. Der Herzog von Parma blieb bei der erklärten 
Neutralität, Modena erklärte sich für den Kaiser. 
Der Herzog von Sardinien, nachdem er längere Zeit sich mit 
Ausflüchten hingezogen hatte, sprach sich offen für Frankreich aus, 
und wurde durch die Aussicht auf die Verbindung seiner zweiten 
Tochter M. Luisa mit Philipp von Anjou noch fester an dasselbe 
gebunden, als er es bereits durch die Heirath seiner ältesten Tochter 
mit der ältern Linie der Bourbons war. 
So standen die Verhältnisse in Italien im Frühjahre 1701. Die 
meisten italienischen Fürsten halb oder ganz für Frankreich, und 
von diesem wieder gegen Österreich unterstützt. Österreich hatte 
nur Aussicht auf sein Waffenglück. Ausserdem fand es Unterstützung 
in den Sympathien der Bevölkerung und hegte noch immer die Hoff 
nung, den Papst hinsichtlich Neapels zu einem günstigen Ausspruche 
zu bewegen. 
Nachdem Kaiser Leopold, wie schon erwähnt, gegen das Testa 
ment KaiTs II. protestirt und diese Protestationen nicht nur an die
	        
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