Die Mission des Freiherrn von Sassinet.
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war der Zielpunct der Bestrebungen des Grafen und Cardinais Johann
Philipp von Lamberg, um sie für Österreich zu gewinnen, und sich ihren
Beistand zu sichern. Ihm entgegen arbeitete von französischer Seite der
Cardinal Cesar d'Estrees; — beide unterhandelten geheim mit dem dazu
von der Republik ausersehenen Mitgliede des grossen Rathes, Bene-
detto Capello, beide ohne Erfolg; denn auch Venedig wollte durch
aus für neutral gelten und kein Bündniss eingeben. Der einzige
Gewinn für Österreich war der, dass die Republik sich dem Durch
zuge der österreichischen Truppen der ihr Gebiet berühren musste,
nicht hindernd in den Weg zu stellen versprach, sondern nur jede
Verletzung ihres Gebietes und ihrer Unterthanen hintangehalten
wissen wollte.
Der Herzog von Mantua, Ferdinand Gonzaga, erklärte sich gleich
falls neutral, liess sich jedoch schon in Venedig mit d’Estrees in
geheime Unterhandlungen ein. Um ihn als Lehensmann des deutschen
Reiches in Treue zu erhalten, sollten der Papst und Venedig seine
Staaten mit neutralen Truppen besetzen. Bevor jedoch dieser Be
schluss zur Ausführung kam, batte Herzog Ferdinand, durch franzö
sisches Gold gewonnen, seine Hauptstadt den Franzosen nach dem
Vorspiele einer scheinbaren Belagerung übergeben. General Tesse
setzte sich in den Besitz von Mantua, der Kaiser erklärte den Herzog
in die Reichsacht. Der Herzog von Parma blieb bei der erklärten
Neutralität, Modena erklärte sich für den Kaiser.
Der Herzog von Sardinien, nachdem er längere Zeit sich mit
Ausflüchten hingezogen hatte, sprach sich offen für Frankreich aus,
und wurde durch die Aussicht auf die Verbindung seiner zweiten
Tochter M. Luisa mit Philipp von Anjou noch fester an dasselbe
gebunden, als er es bereits durch die Heirath seiner ältesten Tochter
mit der ältern Linie der Bourbons war.
So standen die Verhältnisse in Italien im Frühjahre 1701. Die
meisten italienischen Fürsten halb oder ganz für Frankreich, und
von diesem wieder gegen Österreich unterstützt. Österreich hatte
nur Aussicht auf sein Waffenglück. Ausserdem fand es Unterstützung
in den Sympathien der Bevölkerung und hegte noch immer die Hoff
nung, den Papst hinsichtlich Neapels zu einem günstigen Ausspruche
zu bewegen.
Nachdem Kaiser Leopold, wie schon erwähnt, gegen das Testa
ment KaiTs II. protestirt und diese Protestationen nicht nur an die