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Dr. Wilhelm Weitenweber.
In Würdigung der oben angeführten ausgezeichneten Eigen
schaften geschah es auch, dass die gerade damals erledigt gewordene
Stelle einesPhysicus des Königreiches Böhmen dem Dr. Marcus ver
liehen wurde; auch dürfte derselbe nicht lange darnach -—■ wie die
Materialien zur Verfassung einer Geschichte der Prager medicinischen
Facultät ausweisen — beiläufig um das Jahr 1626, unter, den Univer
sitätsstudien keineswegs holden Umständen, zum Professor extra-
ordiriarius an der Carolinischen Akademie ernannt worden sein. Dieses
letztere Amt bekleidete Marcus, statut'enmässig sodann in die Reihe
der ordentlichen Professoren vorrückend, bei all seiner anhaltenden
Schwächlichkeit, hei der die Kräfte aufreibenden ausgebreiteten
Privatpraxis, durch beinahe volle vierzig Jahre.
In beiden Richtungen, als gelehrter Lehrer und erfahrener
Praktiker, hatte sich Marcus das ehrende Vertrauen der Regierung
hei Gelegenheit der im Verlaufe jener Jahre angestrebten Reform
versuche im höhern Studienwesen, sowie anderntheils von Seiten
der Prager Bevölkerungam Krankenbette, in seltenem Masse erworben
und selbes sich bis an sein spätes Lebensende unwandelbar erhalten.
Die mannigfachen Drangsale der damals schon so viele Jahre beinahe
unausgesetzt wüthenden Kriegsfurie, namentlich die in Prag während
der 14wöchentlichen harten Belagerung durch die Schweden herr
schende Pestseuche boten unserm Marcus eine leider nur zu reich
liche Gelegenheit, sein von edler Humanität erfülltes Wirken in das
hellste Licht zu stellen. Er leistete nämlich nicht nur in den eigens
errichteten Nothspitälern unermüdlich ärztliche Dienste 1 ), sondern
hatte auch von Facultäts- und Magistratswegen den Auftrag, die
öffentlichen Sanitäts-Massregeln anzuordnen und zu leiten. So war
*) Hier mag - auch eine Episode aus dem Leben unsers Marci ein Plätzchen finden. Als im
Jahre 1648 das schwedische Heer Prag belagerte, ereignete es sich, dass die Gemah-
linn des schwedischen Anführers v. Wittenberg in dem nahe gelegenen Königssaal
(Zbraslava) schwer erkrankte. Da der Ruf des berühmten Prager Arztes auch in das
feindliche Lager gedrungen war, erbat sich der genannte General kaiserlicherseits die
Erlaubniss, dass er die persönliche Hilfeleistung des Dr. Marci in Anspruch nehmen
könnte. Sie ward ihm gewährt und M. in dem eigenen vierspännigen Wagen des feind
lichen Feldherrn dabin abgeholt. Als nach abgethaner Visite der Arzt in dem schwedi
schen Wagen am jenseitigen Moldauufer wieder gegen Prag zurückfuhr, vermuthete
die Wyssehrader Besatzung, es befinde sich wohl der schwedische General in dem
Wagen, und schoss mit Kanonen auf letztem; wobei sogar ein Pferd der Bespannung
getödtet worden sein soll, Marcus aber glücklicher Weise mit dem blossen Sehre-