Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 19. Band, (Jahrgang 1856)

Die Mission des Freiherrn von Sassinet. 
Mailand, Neapel und Sicilien, Rom, Sardinien, Venedig sind die 
Hauptpuncte des Gemäldes. 
Die ersten beiden zu erringen, die Hilfe und Zustimmung oder 
wenigstens die Neutralität der anderen, der mächtigsten Staaten der 
italienischen Halbinsel zu erlangen, war das Ziel der militärischen 
und diplomatischen Operationen. 
Mailand zu besetzen, war die erste Sorge des Kaisers. Der 
spanische Generalgouverneur in Mailand, Prinz Lothringen Vaude- 
mont wurde aufgefordert, kaiserliche Truppen in Mailand aufzuneh 
men, —- er weigerte sich der friedlichen Aufforderung und erklärte 
sich sogleich für den Herzog von Anjou, Philipp V. von Spanien, — 
trotz der dem Kaiser günstigen Stimmung des Volkes und des Militärs 
in Mailand. Schon der erste Punct der Forderungen Österreichs 
musste also erkämpft werden, und noch im Jahre 1700 wurde dies 
falls der Beschluss gefasst, eine Armee von 19.000 Mann zu Fuss 
und 10.000 Pferden unter Prinz Eugen von Savoyen über venetiani- 
sches Gebiet durch Trient und Roveredo in Italien einrücken zu 
lassen. Mailand musste in den Besitz Österreichs kommen, es war 
die erste Bedingung, die Brücke zur Erwerbung des Königreichs 
beider Sicilien. In Mailand Herr zu sein, und die Zustimmung des 
Papstes, als dazwischen liegender italienischer Grossmacht und anei’- 
kannten Lehensherrn von Neapel, zu gewinnen, waren nothwendige 
Bedingungen des weitern günstigen Erfolges. Für das erste, den 
militärischen Theil, sollte der grosse Eugen, für das zweite, diploma 
tische Unterhandlungen sorgen. 
Auf dem römischen Stuhlesass ClemensXI. Albani, geboren 1649, 
gewählt am 23., gekrönt am 30. November 1700 unmittelbar nach dem 
Tode des Königs von Spanien, hatte er unter allen Einflüssen dieser 
ganz Europa erschütternden Begebenheit seinen Thron bestiegen. 
Jung an Jahren für seine hohe Würde, neu als Fürst eines mäch 
tigen Staates, war es natürlich, dass jede Partei alle Mittel anwendete, 
ihn für ihre Sache zu gewinnen. Eben die Neuheit seiner Stellung be 
wog ihn aber, sich fürs Erste nicht auszusprechen, und die Neutralität 
für wtinschenswerth zu halten, die jedoch bald einem geheimen Hin- 
neigen und endlich einer ausgesprochenen Sympathie für Frankreich 
Platz machte. 
Für Österreich schien wenigstens im Anfänge die Persönlich 
keit des neuen Papstes eine Garantie zu sein, dass seine Rechte in
	        
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