Friedrich Firnhaber.
über dieses wichtige Actenstück in die Hände, und ich war so glück
lich, mir eine ziemlich genaue Copie desselben verschaffen zu können.
Ich theile sie in den folgenden Zeilen in ihrem ganzen Umfange mit
und erlaube mir nur, einige auf den Gegenstand der Unterhandlung
Sassinet’s bezügliche Andeutungen für die geneigten Leser voran
zuschicken.
Am 1. November 1700 war die spanische Linie des Hauses
Habsburg mit König Karl II. zu Ende gegangen. Das natürliche Erb
recht der österreichischen Linie war durch das durch französischen
Einfluss geschaffene Testament des Verewigten, kraft dessen der
Herzog von Anjou, Enkel Ludwigs XIV., zum Erben der spanischen
Monarchie eingesetzt wurde, aufs Bitterste verletzt. Diese Rechts
verletzung war so in die Augen fallend, dass König Ludwig XIV. selbst
anfangs wenigstens sich überrascht stellte, und erst nach einiger Zeit
die Annahme für seinen Enkel erklärte.
Kaiser Leopold I., der natürliche Erbe Spaniens, der weder dem
ersten noch dem zweiten Theilungsprojecte über die spanische Monar
chie seine Zustimmung gegeben hatte, leider zum Unglück für den
Besitz seines Hauses, sondern unbedingt an seinem guten Rechte des
ungeschmälerten Besitzes der ganzen spanischen Monarchie fest
hielt, verwarf natürlich auch das Testament feierlich. Unterhandlungen
zeigten sich als unzureichend, sie waren auch bei den ausgesproche
nen Verhältnissen unmöglich; es blieb keine andere Entscheidung
als das Schwert, und diesen Weg zu betreten scheute sich Kaiser
Leopold keinen Augenblick. Die Rüstungen Österreichs begannen
unverzüglich, und wieder, wie seit Jahrhunderten, war Italien der
erste Tummelplatz der Waffen der beiden feindlichen Mächte Habs
burg und Bourbon.
Die zwei wichtigen und reichen Appertinenzen der spanischen
Monarchie, Mailand, dann das Königreich beider Sicilien (für Österreich
um so wichtiger, als sie seinem Staatencomplex die nächsten, seiner
Entwickelung die gelegensten waren), bildeten den ersten Gegenstand
des Kampfes. Wir werden in diesen Zeilen auch nur diese Phase des
Successionskrieges ins Auge fassen, da wir zur Erläuterung unseres
erwähnten Actenstückes nur die Kämpfe um Mailand und Sicilien
näher zu beleuchten haben.