Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 174. Band, (Jahrgang 1913-1914)

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II. Abhandlung: Waschnitius. 
und der Närrin, dargestellt von einem Burschen in Weiber 
kleidung, und dem Quacksalber. Unter dem Gelärm der Kuh 
hörner, Glocken und Peitschen zog die Schar mit den Berg 
stöcken springend in der Nacht durch das ganze Tal. Bei 
auszuzeichnenden Gehöften machte der Zug halt, die Perhten 
sprangen herum und lärmten, wofür sie Gaben in Naturalien 
erhielten, aber kein Geld. Um Mitternacht löste sich der 
Zug auf. 
Zuweilen zeigte sich ein fremder, ebenso vermumter 
Bursch unter den Perhten, Motiv des Dreizehnten. Man 
hielt diese Erscheinung für den Teufel und öfters sollen solche 
Eindringlinge erschlagen worden sein. Wer aber mit der 
Teufelsmaske erschlagen wurde, dem ist ein christlicher 
Friedhof versagt. Daher lebt in Salzburg der Glaube, daß 
unter verschiedenen einzelstehenden Steinkreuzen Perhten 
begraben liegen. 
Das Erscheinen des Dämons ist daher hier wie in 
Tirol bekannt, doch schon in jüngerer, rationalistischer 
Formung. Ursprünglich handelte es sich nicht um die den 
Teufel spielenden Eindringlinge, die erschlagen wurden, 
sondern wie in Tirol glaubte man an das Erscheinen des 
Teufels selbst, der an die Stelle der Perht getreten ist, und 
die Getöteten waren jene Mitwirkenden, die der Dämon er 
reichte. 
Eine ähnliche Beziehung zwischen Perhtenlauf und über 
menschlichen Mächten zeigt eine Erzählung (einer alten Frau) 
aus Gastein (Freisauff, S. 492): Ein Knappe betete auf den 
Bat eines alten Weibes 14 Tage nicht und vermochte sich 
darauf beim Perhtenlauf vom Brunnen aus auf ein Plausdach 
und in die Luft zu schwingen, wo er frei schwebend ver 
harrte. Erst als der Geistliche mit dem Ilochwiirdigsten 
nach allen Eichtungen den Segen erteilte, stürzte er klagend 
herunter und starb, nachdem er die große Lust des ILerum- 
fliegens gepriesen hatte. Diese Erzählung beruht auf der 
Vorstellung von der ekstatischen Verzückung beim Perhten 
lauf und dem dadurch ermöglichten Überschreiten der mensch 
lichen Grenzen. 
Die schönen Perhten. Deren Umzug findet stets am 
Tag statt, und zwar am Perhtentag (6. 1.) und den zwei
	        
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