Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 16. Band, (Jahrgang 1855)

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sturen — talken. 
für das Thier, als das nicht redende, die 
inuta bestia gebraucht, 
sturen, schw.vb. starren, stieren(Breslau). 
stürzen, schw.vb. l)wie hd. trans.Umstür 
zen, umkehren.— Sturzacker: Acker der 
mitdem Pfluge zum erstenMaleumgewen 
det ist.—S t ü r z e, f. Deckel auf Töpfe und 
Krüge zu stürzen oder decken. Logau 
973; vgl.Schmeller 2,660; 2) intrans. Aus 
der Bedeutung: herumschweifen, vagiren, 
die das Wort in früherer Zeit hatte, 
bildete sich schles. die von abziehen, 
ausziehen: 
der jetzt mit Sack und Pack von Hofe 
stürzen muss. Günther 1039. 
Es wird besonders von dem Umzug des 
ländlichen Gesindes gebraucht; der 
Stürz tag ist der 2. Januar; dabei wird 
der Stürzbrann tw ein getrunken und 
viel lärmender Unfug getrieben.—Lohen 
steinbraucht das Wort in mehr übertrage 
ner Bedeutung: der nie gestertzetaus Os- 
mans Lieb hnd Dienst. Ihr. ßassa I, 231. 
Auch für sterben, das letzte stürzen, 
kommt das Wort vor. — S t ü r z, S ter z, 
tadern, schw. vb. schnattern: der Schna- 
der Entenquatsch , der wilden Gänse 
tadern. Scherffer Ged. 83. — Vgl. die 
Gans mit ihrem dadern da da, da da, da 
da, mit ihrem Geschrei und schnadern, 
da da, da da, da da. Uhland Volkslieder 570; 
Stieler 269; Stalder 1, 256. 286. nl. 
tateren,nd. tatein. dötern. GrimmW.2,671. 
Tag 1 , Tak, m. um den andern Tag: 
übermorgen; j en tig: neulich, vgl. jener. 
Tag und Nacht, Kuhweizen, melam- 
pyrum nemorosum; poln. dzien i noc. — 
T o i (Trebnitz),T oi z t (Glogau),m. Mor 
gendämmerung : eb der Toi quam. — Toizt 
aus Tagezeit zusammengezogen; Toi auf 
ein schwaches Tage, ahd. tago, zu 
bringen ? 
tag*, adj. träge (Dreissighuben bei Reichen 
bach). — nd. täg: zäh. Schütze 4, 241; 
Brem. Wb. 5, 1; einer der Bestandteile 
schles. Mundart, welche sich in rein nd. 
Gestalt neben entschieden oberdeutschen 
erhalten haben. 
Take, T a e k e, f. Bastdecke, hauptsächlich 
Fensterdecke. — ahd. tacha: matta,mattu- 
la,mhd.tache,vgl. Sehmeller l,427;östr., 
baier., Take. — Mit decken und Dach 
verwandt; von dem österr. Theke, poln. 
teka, Buchschale, Mappe zu trennen, die 
vom lat.theca, griech. Oyjxtj entlehnt sind. 
talen, schw. vb.dalen, albern oder närrisch 
reden und handeln, Possentreiben. Häufig’ 
bei Günther; z.B. küsst man euch, so heisst 
es thalen, ich versteh wohl das sind Scha 
len,darum woltihr nurden Kern,241; ebd. 
m. 1) der Umzug ; 2) die Sachen die dabe 
mitgeführt werden. Vgl. das fränk. schür 
zen, scherzen. Schmeller 3, 406. 
Stützei, n. Pulswärmer von Pelz oder 
Wollenstrickerei. —Auch baier., Schmel 
ler 3,674; österreichisch, ist gebräuchlich 
das Hauptwort der Stutzen: Muff. 
sülcn, schw. vb. wälzen; sehr gebräuch 
lich. Gesielt in Sand undBlutt. Lohenstein 
Ihr. Bassa 1, 224; man siehlt und quält 
sich spät und frühe. Stoppe 376. — auf 
den Hals siilen , aufsülen: aufbürden, 
zuschieben,von schlechten unangenehmen 
Sachen. — b e s ü 1 e n , sich : sich wälzen, 
namentlich vor Lachen.— S ü 1 e, f. einge 
wälzte Stelle in Gras, Getreide od. dgl. 
ahd. sol: volatubrum. — Das Wort ist weit 
verbreitet und früh mit dem Begriff 
beschmutzen verbunden: goth. bisauljan, 
ahd. solön, bisuljan: inquinare, illinere. 
Frisch 2, 355 (wo sülen und sudeln ver 
mengtwerden); Schmeller 3, 230; Stalder 
2, 419; Anton 4, 10; Müller-Weitz 241; 
Brem. Wb. 4, 914; Diefenbach goth. Wb. 
2, 195. 
le D. 
schlaf, essen und im Bette thalen ist alles 
was er thut und weiss, ebd. 436 —Stieler 
323; Schmeller 1, 364; Stalder 1, 260.— 
talen, dalen ist mit ahd. twalön, betäubt, 
schlaff sein, zu verbinden. Vgl. das mhd. 
twalm, twalmön zu baier. delm, nd. nl. 
talmen wird. Stieler hat als gleichbedeu 
tende Nebenform zu dalen dalmen. — 
tmlsch, adj. 1) albern, läppisch; 
ein echt schlesisches Wort. Redensart: 
Wer bei Tische singt, kriegt eine tausche 
Frau. 2) toll, verrückt: jungatadseh: 
mannstoll; tmlsch Kerle sein Bruder, 
zarte Umschreibung für Lelschel’ Kerl. 
3) verkehrt: es ist mir taelsch gangen; 
Gegenstände, welche der geforderten 
Eigenschaft entgegengesetzt sind, heissen 
tausch: tmlscheButter ist harte spröde.— 
Getaelsche, n. albernes treiben, scher 
zen und lärmen. Nu seid vernünftig und 
lasst das Geteelsche, sagt die Mutter zu 
den Kindern, die genug gelärmt und 
Possen getrieben haben. Auch oblaus. — 
Vgl. mhd. getelse.— Grimm Wb. 2,696. 
talken, schw. vb. mit der Frequentativ- 
forin talkern: tasten, streichen; betal 
ken: betasten. Grimm Wb. 1, 1694. — 
Nebenform talken: den Teig kneten ; vgl. 
Fastnachtsp. 570, 9, die kes zusammen 
telken. Auch baier. Schmeller 1, 368. 
Baier. und schweizer, mit anderer Ablei 
tung dalfern (Schmeller 1, 368; Stalder 
1, 260), anderwärts dalpern. Schlesisch : 
dieT a 1 p e, Hand, Schweiz, die Talpen. — 
Vgl. das folgende:
	        
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