Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 16. Band, (Jahrgang 1855)

Sommer 
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trennt. Mit dieser Kette werden die 
Zweige völlig umwunden. Die Lieder 
sind folgende: 
Den Winter (den Toten) lian wir aus 
getrieben, 
den lieben Sommer bring - wir wider, 
den Sommer und den Maien 
mit Blümlein malcherleien, 
mit Blümlein malcher Zweigelein, 
der liebe Gott wird bei uns sein 
und wird auch bei uns wohnen, 
mit der himmlischen Kronen. 
Da droben in der Herlicbkeit 
da sitzt die Frau aufm Stuhl bereit, 
da droben muss sie sitzen 
mit ihrem Herrn Jesu Kristen. 
Statt der letzten sechs Verse auch blos 
der Schluss: 
und auf der himmlischen Krone, 
da singen die Engelein schone. 
Die goldne Schnur geht um das Haus, 
die schöne Frau Wirten gebt ein und aus, 
sie geht wie eine Tocke, ja Tocke,(oder: 
wie eine Tugend; dann fehlt v. 4.) 
in ihrem roten Rocke. 
Des Morgens wenn sie früh aufsteht 
und in die liebe Kirche geht, 
da sezt sie sich ruhig auf ihren Ort 
und hört gar fleissig auf Gottes Wort. 
Frau Wirten geht im Hause rum, 
se hat ’ne schöne Schürze um, 
mit einem seidnen Bande; 
sie ist die schönst’ ini Lande. 
Sie wird mich wohl bedenken, 
und wird mir wohl was schenken, 
zu dem lieben Sommer. 
In Himmel wird sie kommen, 
in Himmel nicht darneben. 
Gott bescher ihr langesLeben, 
bescher ihr doch der liebe Gott 
dass sie tausend Thaler hat. 
Rote Rosen, rote 
blühen auf dem Stengel;* 
der Herr ist schön, der Herr ist schön, 
die Frau ist wie ein Engel. 
*Rote Rosen, Aveisse Rosen 
wachsen auf dem Stengel. 
Kleine Fischei kleine* 
schwimmen auf dem Teiche, 
der Herr ist schön, der Herr ist schön, 
die Frau ist wie ’ne Leiche. 
♦Grosse Fischei kleine Fischei. 
Ein Schock, zwei Schock, 
hundert Thaler drinne, 
dass der Herr gewinne! 
der Herr der hat ’ne hoche Mütze 
er hat sie voll Ducaten sitzen, 
er wird sich avoI bedenken, 
zum Sommer mir Avas schenken. 
Der Herr der hat ein Gärtlein grün* 
er hat drei Töchterle die sein schin, 
er Avird sich wohl bedenken, 
zum Sommer uns was schenken. 
* Die Wirtin hat ein Wieslein grün. 
Die Frau die hat en langen Rock, 
sie greift gar gern in Groschentopp, 
sie Avird sich wohl bedenken etc. etc. 
Der junge Herr hat gar spitze Schuh, 
schreit immer auf die Mädel zu, 
er Avird sich etc. etc. 
Der junge Herr hat ’nengoldnen Tisch, 
auf jeder Eck ein Karpenfisch, 
in der Mitt ein Fläschel Wein, 
und eine Liebste, die ist fein. 
Die Jungfer ist gar sommerstolz, 
sie setzt sich Avohl aufs grüne Holz* 
das Tüchel lässt sie fliegen, 
ein reichen wird sie kriegen. 
Den reichen lässt sie Avieder gihn 
und siht sich nach em schönen im; 
sie wird sich etc. etc. 
♦Zimmerholz. 
Die Schüssel hat ’en goldnen Rand, 
die Köchin hat ’en Arsch verbrannt, 
sie wird sich Avohl bedenken, 
sie Avird uns wohl was schenken. 
Wollt ihr mir Avas zum Summer gan 
da gebt mer an Sackvoll Klisselmal, 
ein Stiickel Fleisch darzune, 
da seid ihr meine Mume. 
Gegen Geizige: 
Ziegenfüsse, Kälberfüsse, 
in dem Hause kriegt man nischte! 
ist das nicht ’ne Schande 
in dem ganzen Lande ? 
Krimmarsch, Kratzarsch! 
der Herr der gäbe gern a Gröschel, 
er hat aber keins im Täschel! 
Die Lieder im Oppaländchen stimmen meist 
zu den hier mitgetheilten, Vgl. F. Ens 
Oppaland 3, 100 f.; dort heissen die 
Sommer Meien. Verwandte Reime wer 
den in Nordböhmen am Ostermontage, 
in Westpreussen zu Weihnachten ge 
sprochen. — Das Todaustreiben 
besteht nur noch in wenigen Orten Schle 
siens , während das S o m mersinge n 
fast über das ganze deutsche Schlesien 
geht. Im Glogauischen Avird der Tod, 
eine Strohpuppe, über die Grenze des 
nächsten Dorfes geAvorfen, und dann 
eilen alle möglichst rasch heim. Im nord 
östlichen (polnischen) Oberschlesien 
führen junge Burschen zu Neujahr einen 
Wolfsbalg von Haus zu Haus und sammeln
	        
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