Sommer
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trennt. Mit dieser Kette werden die
Zweige völlig umwunden. Die Lieder
sind folgende:
Den Winter (den Toten) lian wir aus
getrieben,
den lieben Sommer bring - wir wider,
den Sommer und den Maien
mit Blümlein malcherleien,
mit Blümlein malcher Zweigelein,
der liebe Gott wird bei uns sein
und wird auch bei uns wohnen,
mit der himmlischen Kronen.
Da droben in der Herlicbkeit
da sitzt die Frau aufm Stuhl bereit,
da droben muss sie sitzen
mit ihrem Herrn Jesu Kristen.
Statt der letzten sechs Verse auch blos
der Schluss:
und auf der himmlischen Krone,
da singen die Engelein schone.
Die goldne Schnur geht um das Haus,
die schöne Frau Wirten gebt ein und aus,
sie geht wie eine Tocke, ja Tocke,(oder:
wie eine Tugend; dann fehlt v. 4.)
in ihrem roten Rocke.
Des Morgens wenn sie früh aufsteht
und in die liebe Kirche geht,
da sezt sie sich ruhig auf ihren Ort
und hört gar fleissig auf Gottes Wort.
Frau Wirten geht im Hause rum,
se hat ’ne schöne Schürze um,
mit einem seidnen Bande;
sie ist die schönst’ ini Lande.
Sie wird mich wohl bedenken,
und wird mir wohl was schenken,
zu dem lieben Sommer.
In Himmel wird sie kommen,
in Himmel nicht darneben.
Gott bescher ihr langesLeben,
bescher ihr doch der liebe Gott
dass sie tausend Thaler hat.
Rote Rosen, rote
blühen auf dem Stengel;*
der Herr ist schön, der Herr ist schön,
die Frau ist wie ein Engel.
*Rote Rosen, Aveisse Rosen
wachsen auf dem Stengel.
Kleine Fischei kleine*
schwimmen auf dem Teiche,
der Herr ist schön, der Herr ist schön,
die Frau ist wie ’ne Leiche.
♦Grosse Fischei kleine Fischei.
Ein Schock, zwei Schock,
hundert Thaler drinne,
dass der Herr gewinne!
der Herr der hat ’ne hoche Mütze
er hat sie voll Ducaten sitzen,
er wird sich avoI bedenken,
zum Sommer mir Avas schenken.
Der Herr der hat ein Gärtlein grün*
er hat drei Töchterle die sein schin,
er Avird sich wohl bedenken,
zum Sommer uns was schenken.
* Die Wirtin hat ein Wieslein grün.
Die Frau die hat en langen Rock,
sie greift gar gern in Groschentopp,
sie Avird sich wohl bedenken etc. etc.
Der junge Herr hat gar spitze Schuh,
schreit immer auf die Mädel zu,
er Avird sich etc. etc.
Der junge Herr hat ’nengoldnen Tisch,
auf jeder Eck ein Karpenfisch,
in der Mitt ein Fläschel Wein,
und eine Liebste, die ist fein.
Die Jungfer ist gar sommerstolz,
sie setzt sich Avohl aufs grüne Holz*
das Tüchel lässt sie fliegen,
ein reichen wird sie kriegen.
Den reichen lässt sie Avieder gihn
und siht sich nach em schönen im;
sie wird sich etc. etc.
♦Zimmerholz.
Die Schüssel hat ’en goldnen Rand,
die Köchin hat ’en Arsch verbrannt,
sie wird sich Avohl bedenken,
sie Avird uns wohl was schenken.
Wollt ihr mir Avas zum Summer gan
da gebt mer an Sackvoll Klisselmal,
ein Stiickel Fleisch darzune,
da seid ihr meine Mume.
Gegen Geizige:
Ziegenfüsse, Kälberfüsse,
in dem Hause kriegt man nischte!
ist das nicht ’ne Schande
in dem ganzen Lande ?
Krimmarsch, Kratzarsch!
der Herr der gäbe gern a Gröschel,
er hat aber keins im Täschel!
Die Lieder im Oppaländchen stimmen meist
zu den hier mitgetheilten, Vgl. F. Ens
Oppaland 3, 100 f.; dort heissen die
Sommer Meien. Verwandte Reime wer
den in Nordböhmen am Ostermontage,
in Westpreussen zu Weihnachten ge
sprochen. — Das Todaustreiben
besteht nur noch in wenigen Orten Schle
siens , während das S o m mersinge n
fast über das ganze deutsche Schlesien
geht. Im Glogauischen Avird der Tod,
eine Strohpuppe, über die Grenze des
nächsten Dorfes geAvorfen, und dann
eilen alle möglichst rasch heim. Im nord
östlichen (polnischen) Oberschlesien
führen junge Burschen zu Neujahr einen
Wolfsbalg von Haus zu Haus und sammeln