IV. Abhandlung: Schönbach, Über Hermann von Renn.
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IV.
Über Hermann von Renn.
Von
Anton E. Schönbach,
wirkl. Mitgliode der kais. Akademie der Wissenschaften.
(Vorgelegt in der Sitzung am 14. Dezember 1904.)
Das Studium der lateinischen Literatur des Mittelalters
— in meinem besonderen Falle der deutschen Literatur in
lateinischer Sprache — wird heute noch am nachdrücklichsten
dadurch gefördert, daß man die Massen des ungedruckten
Materiales zu überschauen trachtet (vielleicht auch zu ver
zeichnen) und einzelnes daraus an den Tag bringt. Die uner
müdliche, gewinnreiche Tätigkeit der französischen Forscher
— allen voran Leopold Delisle, denn Barthelemy Haureau
erreicht unser Dank nicht mehr —• muß dafür uns als Vorbild
dienen. Freilich lassen sich auf diesem Gebiete nicht die Er
folge eines wissenschaftlichen Großbetriebes erhoffen, wie er
anderwärts geübt wird, sondern der Forscher, der auf seine
eigene, bescheidene Kraft angewiesen bleibt, vermag nur Streif
züge zu unternehmen und seinen Ergebnissen wird noch für
längere Zeit der Charakter des Zufälligen anhaften. In etwas
mögen diese Nachteile sich mindern, sofern man sich zunächst
mit solchen Stücken befaßt, die sich einem bestimmten Ver
fasser zuweisen lassen, dessen Wirken, wenn die Sache günstig
liegt, örtlich und zeitlich eingegrenzt werden kann. Denn nur
solche Fälle gewähren dann feste Punkte, innerhalb deren die
Menge der anscheinend namen- und zeitlosen Schriften historisch
sich ordnen läßt. Zu diesen Beispielen gehört auch die Samm
lung lateinischer Klosterpredigten aus dem Zisterzienserstift
Sitzungsber. d. pbil.-hist. Kl. CL. Bd. 4.Abh. 1