Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 14. Band, (Jahrgang 1854)

S4 
liechte — Lötsclien, 
e i n 1 i e b e n: beliebt machen : um hier 
durch sich beim Augustus einzulieben. 
Lobenstein Arm. Thusn. 1,5. — Belieb, 
m. Gefallen; die Bibel, Gotteswort, ist 
mein belieb im leben. Logau n. 545. 
liechte, lichte, adj. sehr gebräuchlich 
in Schlesien : „es wird schon lichte“ es 
tagt; gelichte: hell, heiter. — zum 
lichten gehn: Abendbesuche nach 
dem Abendessen machen : auch oblaus. 
— Leuchterknecht was hd. Licht 
knecht, ältere Sprache: liechtigel (Fast- 
naclitsp. 1216) schwed. ljusknekt. 
Liese, Elisabeth; wie Grete auch für 
Mädchen oder Frau überhaupt verwandt. 
Auch gewöhnlicher Namen der Stuten. 
— Flennliese: weinerliches Weibs 
bild ;Maerliese: langsames Frauen 
zimmer ; Pfennigliese: geizige Per 
son , ein weiblicher Küssenpfennig. — 
Liese für Lisse w. z. s. 
Linktötscli, m. linkischer Mensch , der 
die linke Hand (Tötsche) für die rechte 
braucht. — Schweiz, linkitatz, linggituss ; 
bair. Linkewatsch. 
Linke, f. Linke 1, n. 1) Fürtuch; 
2) enger dünner Weiberrock (Reichen 
bach). — Deminutivbildung zu Linne, 
also eigentlich Leinentuch. 
linzen, schw. vb. gucken, aus halb 
geschlossenen Augen sehen ; vgl. blinzen. 
Lisse, Lixe, f. Nixe, über die Form 
vgl. meine Dialektforsch. 68. —A.Grypl». 
schreibt Wasserlüss im Peter Squenz : 
Der Wassermann im Himmel 
macht kein so gross Getümmel, 
die Wasser-Lüss auf Erden 
mag nicht so schöne werden. 
Die Wasserlisse wird als Mädchen mit 
Fischschwanz gedacht, gleich den Sire 
nen ; sie wohnt auf dem Grunde der 
Teiche in Häusern , die den menschli 
chen gleichen. Zwei schlesische Sagen 
von ihnen theilte ich mit in meinen 
deutschen Frauen des Mittelalters S. 46 f. 
— Ein Kinderspiel stellt die Wasserlisse 
dar: eins setzt sich inmitten eines Krei 
ses , die andern tanzen herum und sin 
gen dabei: 
Wasserlisse , zieh mich rein! 
schenk mir Bier und Brantewein ! 
die Lisse hascht nach ihnen und der ge 
fangene wird Wasserlisse , während die 
frühere erlöst ist. Das Spiel schliesst sich 
also dem Gedanken der Langseifersdor- 
fer Sage an, dass Menschen, welche die 
Nixe fängt, sie erlösen und an ihrer statt 
zur Nixe werden. 
lö lö, Zuruf an die Kühe. Beim eintrei 
ben vor dem Stalle lö la lö lö! wenn sie 
stehen sollen : hö lö hö sti; daher Löla 
Schmeichelname der Kühe. — Schweiz. 
(Glarus) lo Io, Ruf an die Schafe ; lob 
loba , Ruf an die Kühe ; Loba, Name der 
Kuh bei Hirten und Kindern. Stalder 
2, 176; Tobler 301. bair. le le, Ruf an 
die Schafe, leie Schaf. Schmeller 2,406. 
Lode, f- Zotte, Haar. — Lodenbock: 
Mensch mit langem wirren Haar. Spruch 
zu Kindern mit ungeordneten Haaren : 
Lodebok, wu giste hin ? 
„ei de StAt nöch Sissebier.“ 
Wart a bissei, war mite gihn, 
wil ok Schuh und Strimp Aziehn. 
Für die beiden letzten Verse auch diese: 
Sissebier werd sauer warn, 
Ilansla wil a Brauer wArn. 
H u n d s 1 o d e n, übertragen: üble Nach 
reden ; dem werden sie das Grab gross 
machen müssen, dass alle Hundsloden 
Platz haben, die sie ihm mit geben. 
Löge, f. Fass; eine löge walisch wein, 
ettiche fass hier. Eschenloer 2, 163. 
Herrn Johann erzbischof von Gran, dem 
wurde geschenket von ratmannen vier 
malder haber, zwei viertel weizen, zwei 
logen malvasier, eine löge walisch wein 
und ein fuder heu dazu, ebd. 164. wie 
denn meinem herrn eine löge rheinfal 
vom rat auch verehret ward. Schweini- 
chen 2, 303. Vgl. schwäb. Logei = Lägel 
w. z. s. 
Lohn, m. gewöhnlicher als die Lohe: 
Flamme; bei Opitz II (1625) der loh, 
vgl. der lohen. Renner 13961. nd. Lochen. 
— Dör Lohn schlägt aus dem Dache. 
Lohnfeuer: helles Feuer, nd. Lög- 
tenfür. — lichterloh, adj. mit heller 
Flamme, I. brennen. Lohenstein schrieb 
lichten-loh; nd. lichterlögten. 
Loppe, f. Mund, Maul, vgl. läppern. 
Lörber, L ür her , f. Ziegen- und Schaf 
mist, nach der beerenartigen Gestalt.— 
Lorbersteig: Pfad der Ziegen und Schafe. 
— lörbern, schw. vb. Lorbern ma 
chen. — Auch nd. Schaps-Lörberen. 
lortschen, schw. vb. eine Art Brettspiel: 
hier suchet er das Brett, ihm ist nicht 
unbekannt 
das lortschen und wie man die schöne 
Dame ziehet. 
Hofmannswaldau u. a. Ged. 4, 6; vgl. 
Frisch 1, 621; Schmeller 1, 490. — lurz : 
matt, labet. 
ge - losen, schw. vb. los werden (Pol 
nisch Wartenberg). Dass ich mir nicht 
begerte zu gelosen den kummer der 
mich krenkt. Opitz 1, 274. man fleisst 
sich jetzt den hart vom maule zu gelosen. 
Logau n. 1237. wo ich meiner seelen 
quäl — anders sol gelosen. Christ. Gryph. 
47 (3. A.). — mhd. gelösen. 
losen, schw. vb. 
Bräutigam bindt vorsichtig rosen, 
braut, ihr mögt zur gersten losen. 
Scherffer 660. Wahrscheinlich ist hier 
lossen anzusetzen: ihr mögt euer Loos 
in der Gerste suchen, sie wählen und 
pflücken. 
Lötsclien, lötschkern, vgl. latschen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.