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II. Abhandlung: Scbönbacli.
zogen, welche der Schöppenchronik vorlag. Denn: hätte der
Chronist, zu dessen Zeit (nach 1350) die Udolegende schon
längst, völlig ausgewachsen bestand, diese gekannt, dann hätte
er die Vision nicht mehr auf den Erzbischof Hartwig bezogen.
Oder sollte man ihm soviel Kritik Zutrauen, dass er die Er
zählung vom unhistorischen Erzbischof Udo als ein Märchen
erkannt und desshalb nicht benutzt hätte? Das wird kaum
anzunehmen sein, angesichts der Masse von Fabeleien, die in
die Schöppenchronik Eingang gefunden haben.
Es lässt sich aber die Vermutung, dass auch der Hartwig
bericht der Schöppenchronik bis ins 12. Jahrhundert und bis
zu den Gesta zurückreiche, noch von anderer Seite her stützen.
Unmittelbar nach der Vision vom Tode Hartwig’s steht nämlich
in der Schöppenchronik 107, 4—19 folgende Geschichte:
Ein vicarius to Halberstad sach ein gesichte, des gelik van dem
bischope van Meinz.
To Halberstad lach ein vicarius up dem slaphuse und
sleip. om duckte, he were an einer dusternisse. dar sat ein
vurich koning. des reip ein stemme: ,wik, wik, teile des koniges
munde! 1 de ander reip: ,we is de? 1 se reipen: ,bischof Älbrecht
van Meinze 1 . do me on brachte vor den koning, he sprak: ,gif
om drinken 1 . man gaf om einen nap vul vures. dar na heit
de koning upheven einen stein ander sinen Voten, dar tvas ein
hol, dar heit he sinen wund in werpen. dat schach, de koning
sprak: ,dort steit ein, den hale ok‘. de prester wolde lopen, de
koning reip: ,iverp om des pelegrimen kes in den wech!‘ se worpen
den kes, de prester vel dar over, dat om nese und mund blodden.
he wart entwalcen, he lach und blodde. de dar quemen seen
dat. he sede sin gesicht, men vorvor dat de bischop van Meinze,
in der sulven nacht gestorven was. de prester wolde na der
tid nicht gerne almosen nemen, ivente he sprak: ,ik liebbe des
pelegrimen kes nicht vorbedet, den ik genomen hadde und minen
knechte gaf unvorbedet.‘
Sichtlich ist diese Erzählung aus einer anderen Fassung
verkürzt, denn sie ist an mehreren Stellen undeutlich, an einer
ganz unverständlich: was des pelegrimen kes sein soll und wie
er dazu kommt, hier erwähnt zu werden, das lässt sich nicht
ausmachen. Janicke hat daher in seinem Glossar auch auf