Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 140. Band, (Jahrgang 1899)

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X. Abhandlung: Guglia. 
Claus ein, ihr displicet mit erklärenden Zusätzen, die zum Theil 
auch in dem officiellen Protokoll vermerkt werden, geben (oder 
einzelne werden wohl später wieder getilgt, daher die Ab 
weichungen von de Grassis). 
Wenn auch im Allgemeinen eine starke Majorität für die 
in den Sessionen vorgelegten Bullen von vornherein feststand 
(was ja seine Analogien im modernen parlamentarischen Leben 
hat), so sind diese Abstimmungen doch nicht ganz Formsache, 
ein paarmal tritt eine sehr starke und wie es scheint unvor 
hergesehene Opposition auch in der Session auf: der Ausgang 
wird zweifelhaft, ja einmal sieht sich der Papst genöthigt, die vor 
gelegte Bulle bis auf Weiteres zurückzuziehen. Hier ergiebt sich 
also doch ein Unterschied mit den sessiones publicae von Basel. 
d) Congregationcn und Deputationen. 
Zu Basel lag das Schwergewicht der Verhandlungen be 
kanntlich in den Congregationen und Deputationen, deren Bil 
dung gleich zu Anfang des Concils (1432) beschlossen worden 
war. Jedes Mitglied des Concils hatte das Stimmrecht in der 
Congregation und gehörte einer der vier Deputationen an. Die 
Deputationen hielten dreimal wöchentlich eine Sitzung, die 
nicht öffentlich war. Die Anträge giengen ihnen durch Ver 
mittlung eines Ausschusses von Zwölfen (drei aus jeder Depu 
tation) zu; ihre Beschlüsse theilten sie sich gegenseitig mit 
und suchten durch Relation und Corelation zur Einhelligkeit 
zu gelangen. Die Vorschläge, denen wenigstens drei Depu 
tationen zugestimmt hatten, brachten die zwölf Männer in einer 
von ihnen verabredeten Redaction vor die Congregation. Diese 
hielt nur einmal wöchentlich eine Sitzung, die gleichfalls 
nicht öffentlich war. In dieser wurde nach Deputationen ab 
gestimmt, und diese Abstimmung war die eigentlicli ent 
scheidende. 1 
Auf dem V. Lateranconcil erscheinen sowohl Congrega 
tionen als Deputationen sehr spät. Die erste Congregation, 
die die officielle Darstellung erwähnt, wurde am 14. Mai 1513 
zum Zweck der Wahl von Deputationen abgehalten. Es fänden 
1 Siehe Richter, a. a. O., S. 6, 29, dazu die Aum. S. 31.
	        
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