26
X. Abhandlung: Guglia.
Claus ein, ihr displicet mit erklärenden Zusätzen, die zum Theil
auch in dem officiellen Protokoll vermerkt werden, geben (oder
einzelne werden wohl später wieder getilgt, daher die Ab
weichungen von de Grassis).
Wenn auch im Allgemeinen eine starke Majorität für die
in den Sessionen vorgelegten Bullen von vornherein feststand
(was ja seine Analogien im modernen parlamentarischen Leben
hat), so sind diese Abstimmungen doch nicht ganz Formsache,
ein paarmal tritt eine sehr starke und wie es scheint unvor
hergesehene Opposition auch in der Session auf: der Ausgang
wird zweifelhaft, ja einmal sieht sich der Papst genöthigt, die vor
gelegte Bulle bis auf Weiteres zurückzuziehen. Hier ergiebt sich
also doch ein Unterschied mit den sessiones publicae von Basel.
d) Congregationcn und Deputationen.
Zu Basel lag das Schwergewicht der Verhandlungen be
kanntlich in den Congregationen und Deputationen, deren Bil
dung gleich zu Anfang des Concils (1432) beschlossen worden
war. Jedes Mitglied des Concils hatte das Stimmrecht in der
Congregation und gehörte einer der vier Deputationen an. Die
Deputationen hielten dreimal wöchentlich eine Sitzung, die
nicht öffentlich war. Die Anträge giengen ihnen durch Ver
mittlung eines Ausschusses von Zwölfen (drei aus jeder Depu
tation) zu; ihre Beschlüsse theilten sie sich gegenseitig mit
und suchten durch Relation und Corelation zur Einhelligkeit
zu gelangen. Die Vorschläge, denen wenigstens drei Depu
tationen zugestimmt hatten, brachten die zwölf Männer in einer
von ihnen verabredeten Redaction vor die Congregation. Diese
hielt nur einmal wöchentlich eine Sitzung, die gleichfalls
nicht öffentlich war. In dieser wurde nach Deputationen ab
gestimmt, und diese Abstimmung war die eigentlicli ent
scheidende. 1
Auf dem V. Lateranconcil erscheinen sowohl Congrega
tionen als Deputationen sehr spät. Die erste Congregation,
die die officielle Darstellung erwähnt, wurde am 14. Mai 1513
zum Zweck der Wahl von Deputationen abgehalten. Es fänden
1 Siehe Richter, a. a. O., S. 6, 29, dazu die Aum. S. 31.