v. Karajan. Über Heinrich den Teichner.
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sämmtliche Schriften der Brüder studiert, und alsdann in ausführlichen
Werken ihre Lehre angegriffen. Dies genügte ihm aber nicht. Er
reiste vielmehr in Böhmen herum und forderte sie überall zu einem
Disputatorium auf. Um sie aus ihren Werken widerlegen zu können,
führte er dieselben immer mit sich. Sturm erzählt dies selbst und
fügt hinzu, dass Niemand gewagt habe, sich in einen Kampf mit ihm
einzulassen.
Sonderbar genug erwirkten die katholischen Stände noch in
demselben Jahre 1573 von Maximilian ein Mandat gegen die Pik
harten. Mit diesem Namen pflegten die Katholiken seit jeher die
Ketzer zu belegen, in Böhmen aber verstand man darunter vornehm
lich die Brüder. Diesem Mandate aber wurde diesmal keine Folge
gegeben. Die vereinten Lutheraner und Brüder erklärten nach Be-
kanntwerdung desselben, es gehe sie nichts an, da sie keine Pik
harten, sondern nur echte und treue Christen seien. So hatte dieser
Erlass Maximilians, der doch nur nach seinen gemachten Zusagen
etwa neu entstehende oder ganz abgesonderte religiöse Auswüchse
treffen konnte, alle seine Wirksamkeit verloren.
Das Vorliegende dürfte keinen unwesentlichen Beitrag zur
KenntnissMaximilian’s und Beurtheilung der Stellung der Lutheraner
und Brüder zu einander in Böhmen liefern.
SITZUNG VOM 11. OCTOBER 1854.
Gelesen:
Der Präsident der Classe, Herr v. Karaj an, begann die Lesung
eines Theiles seiner für die Denkschriften der Akademie bestimmten
grösseren Abhandlung „über den österreichischen Dichter des vier
zehnten Jahrhunderts Heinrich den Teichner“.
Nach einer kurzen Andeutung über den Beinamen desselben,
der den Schluss gestatte, dass dessen Vorältern dem Stande der Hand
werker angehörten, sprach Herr v. Karajan über die Schwierig
keiten die sich der genaueren Bestimmung der Lebenszeit Teichner's
entgegenstellten. Vor Allem hinderlich sei die sonst lobenswerthe