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IV. Abhandlung: v. Zeissberg
nend, dass man sich nicht so sehr mit der Frage nach der Per
sönlichkeit, die Clerfayt im Commando ersetzen, als vielmehr mit
der Auswahl des Generalquartiermeisters beschäftigte, der dem
künftigen Feldherrn zur Seite stehen sollte. In jedem andern
Falle würde ja zuerst der Befehlshaber der Armee ersehen
und es vielleicht diesem selbst überlassen worden sein, sich
seinen Generalquartiermeister zu wählen. Anders bei dem Erz
herzog, der sich zwar durch auserlesene militärische Bildung,
hohe Begabung, bereits erworbene glänzende Verdienste und be
strickende Beliebtheit bei den Truppen wie fast niemand Anderer
zum Oberbefehlshaber eignete und empfahl, der aber noch in
jenem jugendlichen Alter stand, welches eines erfahrenen Rath
gebers zu bedürfen schien, den man ihm als Generalquartier
meister zugesellen wollte.
Wäre die Wahl eines Generalquartiermeisters dem Erz
herzog überlassen worden, so wäre sie, bei der hohen Meinung,
die er damals noch von demselben hegte, wohl sicher auf Mack
gefallen. Auf diesen hatte man auch englischerseits schon früher
für den Fall hingewiesen, dass dem Erzherzog der Oberbefehl
über die Armee zufallen würde. Auch diesmal waren es nament
lich Engländer — wie die Oberste Crawford 1 und Graham 2 —
die sich auf das Lebhafteste für seine Wiederanstellung inter-
essirten. Aber auch sonst stand hinter Mack eine zahlreiche
Partei. Er genoss das Vertrauen der Armee in hohem Masse,
sein Ruhm war durch seine Unglücksfälle noch nicht ver
dunkelt. Ueber seine Begabung herrschte nur eine Ansicht. 3
Gleichwohl war damals an die Berufung Mack’s nicht zu
denken. Sein Gesundheitszustand und die Stimmung der mass
gebenden Personen — namentlich Thugut’s — schlossen die-
1 Bericht vom 29. Mai, 24. Juni u. ü. (s. u.)
2 Graham an Lord Grenville, Trident, 17. Aug. 1796, bei Herrmann, Russ.
Gesch., Erg.-Bd., 545.
3 Crossard, Memoires militaires I, 265. Französisclierseits scheint man anfangs
vermuthet zu haben, dass, obgleich Bellegarde den Erzherzog ins Feld
begleite, Mack sein Generalquartiermeister sein werde. Vandamme, der dies
in einem Schreiben aus Saarbrücken, 2. Mai 1797, erzählt, bemerkt sonder
barer Weise: ,Mack (Anglais d’origine), homme de projet, mais peu
propre ä l’exeeution, mal vu par les offieiers autrichiens.“ (Du Casse,
Vandamme I, 281.)